Helden der Heimat

Landkreis Landshut. Die 112 kennt jedes Kind. Es ist die Telefonnummer-Nummer, die im Notfall Hilfe verspricht – nicht nur wenn‘s brennt. Das Aufgabengebiet der Freiwilligen Feuerwehr ist mittlerweile gewaltig und wächst stetig weiter. Von der Brandbekämpfung, der Bergung von Unfallopfern, technischen Hilfeleistungen bis hin zu Einsätzen bei Naturkatastrophen. Innerhalb von Minuten müssen die Helfer, das ist gesetzlich festgeschrieben, an einem Einsatzort sein. In einem Flächenlandkreis wie Landshut funktioniert das nur dank eines außergewöhnlichen ehrenamtlichen Engagements. Tausende von Aktiven in den Freiwilligen Feuerwehren sind bereit Kopf und Kragen zu riskieren, damit die Menschen im Landkreis Landshut sicher leben können.

Tausende Freiwillige bei der Feuerwehr sind rund um die Uhr im Einsatz für die Bürger im Landkreis

Kilometerweit ist die schwarze Rauchwolke zu sehen. Flammen schlagen aus den Fenstern im Obergeschoss des Mehrfamilienhauses. Was zu einer Katastrophe zu werden droht, hat vermeintlich harmlos angefangen: Mit einer Kerze – die zu nah an einem Vorhang stand und vergessen wurde. Jetzt muss es schnell gehen, richtig schnell. Nur Minuten nach dem ersten Hilferuf bei der Feuerwehr blinken Blaulichter vor dem Haus. Feuerwehrmänner springen aus den Fahrzeugen, rollen Schläuche aus, legen Atemschutzgeräte an und suchen das brennende Haus nach hilflosen Personen ab.

In Situationen wie diesen riskieren die Retter, obwohl hervorragend ausgebildet und auf solche Situationen vorbereitet, Kopf und Kragen. Geld bekommen sie dafür nicht. Oftmals nicht mal ein Dankeschön. Im Gegenteil: Immer häufiger kommt es vor, dass Einsatzkräfte angegangen werden – zum Beispiel, wenn sie wegen eines Unfalls eine Straße sperren müssen. Deshalb den Dienst aufgeben? „Das kommt nicht infrage“, sagen Rudi Englbrecht und Karl Hahn.

Seit ihrem 16. Lebensjahr sind die beiden bei der Freiwilligen Feuerwehr. Durch unzählige Einsätze und die enge Zusammenarbeit sind sie zu engen Freunden geworden. „Die Feuerwehr, das ist wie eine große Familie“, erzählen die beiden. Als Kreisbrandrat ist Englbrecht der ranghöchste Feuerwehrmann im Landkreis. Hahn ist Kreisbrandinspektor und Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes – die Interessenvertretung aller Feuerwehrangehörigen im Landkreis. Eine riesige Gemeinschaft.

Rund 7.000 Aktive für die Sicherheit im Landkreis

Sage und schreibe rund 7.000 aktive Mitglieder – davon 356 weibliche und 546 Jugendliche –haben die Freiwilligen Feuerwehren der im Landkreis Landshut. Es sind Frauen, Männer und auch schon Jugendliche, die in insgesamt 150 Ortsfeuerwehren in 35 Kommunen im Landkreis Landshut Dienst schieben. Dazu kommt noch die Werkfeuerwehr am Kernkraftwerk Isar 2. Sie bilden ein gewaltiges Sicherheitsnetz für den 1.348 Quadratkilometer großen Landkreis Landshut und die über 160.000 Menschen, die hier leben. Ohne diese hohe Zahl an Ehrenamtlichen, sagen Englbrecht und Hahn, „könnten wir die Sicherheit im Landkreis Landshut nicht garantieren“. Die Leistungen der vielen Ehrenamtlichen durch Berufsfeuerwehren zu ersetzen, wie es sie zum Beispiel in Großstädten gibt, wäre nicht möglich und vor allem nicht zu finanzieren.

Als vor über 100 Jahren die meisten Ortsfeuerwehren gegründet wurden, da war der Auftrag klar umrissen: In Städten und Dörfern rückten sie immer dann aus, wenn irgendwo Flammen loderten. Seitdem hat sich das Aufgabenfeld massiv verändert. Brandbekämpfung gehört noch immer dazu. In einem Großteil der Einsätze rücken die Retter aber zu anderen Notfällen aus. Dazu gehören neben Unfällen und Bränden auch Gefahrguteinsätze, Unterstützung des Rettungsdienstes, technische Hilfeleistungen, Türöffnungen, Tierrettungen, die Regelung des Verkehrs, Wachdienste, die Warnung der Bevölkerung bei größeren Schadenslagen – und immer häufiger Unwetter- und Katastropheneinsätze. „Unser Aufgabengebiet wächst ständig weiter“, sagen Englbrecht und Hahn.

Um diesen Herausforderungen gewachsen zu sein, müssen die Frauen und Männer der Feuerwehr nicht nur fit sein, sondern auch ein enormes technisches Verständnis und Knowhow mitbringen. Allein das Wissen, das für die Unfallrettung notwendig ist, ändert sich mit immer neuen Fahrzeugmodellen ständig – zum Beispiel durch neue Materialien und Antriebstechniken wie der E-Mobilität. Die Bereitschaft, immer wieder dazuzulernen und das Gelernte in unzähligen Trainingseinheiten und Schulungen so einzuüben, dass jeder Handgriff im Schlaf sitzt, ist eine Grundvoraussetzung für den Dienst in der Feuerwehr. Die Fahrzeuge und Einsatzgerätschaften, von der Drehleiter bis zum Rettungsspreizer sicher zu beherrschen, rettet im Ernstfall Leben und schützt das eigene. 

Allzeit bereit, zu jeder Tages- und Nachttzeit

„Die regelmäßigen Schulungen und Übungseinheiten verschlingen enorm viel Freizeit. Dazu kommen dann noch die Einsätze, zu denen wir zu jeder Tages- und Nachtzeit ausrücken “, erzählt Rudi Englbrecht. Wie viele das sind, lässt sich nur schwer sagen und hängt auch davon ab, wo sich die jeweilige Feuerwehr befindet. Es gibt Freiwillige Feuerwehren, die haben nur wenige Einsätze pro Jahr. „Gerade bei Feuerwehrgerätehäusern in der Nähe der A92 können es aber mehrere Einsätze am Tag und weit mehr als 200 im Jahr sein“, sagt Englbrecht. Insgesamt helfen die Feuerwehren im Landkreis Landshut pro Jahr bei bis zu 3.000 Notfällen – Tendenz steigend. Dazu kommen dann auch noch die vielen Fehlalarme durch Brandmeldeanlagen, zu denen die Retter natürlich auch jedes Mal ausrücken müssen.

Egal ob viele oder wenige Notrufe – für den Ernstfall und alle nur erdenklichen Herausforderungen gerüstet sein müssen alle Feuerwehrleute im Landkreis. Zehn Minuten – das ist die Zeit, die nach einem Hilferuf maximal verstreichen darf, bis erste Hilfskräfte am Einsatzort eintreffen. Zehn Minuten, in denen die Schutzkleidung angelegt und auf die Fahrzeuge aufgesessen werden muss. Für die Anfahrt bleiben oft nur fünf Minuten. Viel Zeit, um sich darauf einzustellen, was einen vor Ort erwartet, ist das nicht. Auf alles gefasst sein und auch in brenzligen Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren – das gehört bei der Freiwilligen Feuerwehr dazu. Und natürlich ist es wichtig, die nötige Einsatzstärke vorzuhalten, um die Fahrzeuge zu besetzen. „Das ist heutzutage gar nicht mehr so einfach“, sagt Hahn.

Die Lebenswirklichkeit der Feuerwehrmitglieder hat sich in den letzten Jahrzehnten gravierend verändert. Waren früher viele Einsatzkräfte in der Landwirtschaft tätig und deshalb praktisch immer in der Nähe, ist das heutzutage immer seltener der Fall. „Viele unserer Aktiven sind unter der Woche nicht mehr vor Ort, etwa weil sie studieren oder in einer anderen Stadt arbeiten – und stehen für Einsätze deshalb nicht zur Verfügung. Das macht es nicht einfacher“, sagt Hahn. Und trotzdem: „Wir schaffen es praktisch immer, in der vorgeschriebenen Zeit vor Ort zu sein“, erklärt Englbrecht. Ein Fall, in dem auf die Feuerwehr nach einem Notruf lange gewartet werden muss – das hat es noch nie gegeben.

Bei Wind und Wetter und zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit sein, seine Haut für andere zu riskieren – warum macht man das eigentlich? Englbrecht und Hahn müssen da nicht lange nachdenken: „Weil wir helfen wollen. Wir wollen Menschen retten.“

So ist die Freiwillige Feuerwehr im Landkreis Landshut organisiert

Der Landkreis Landshut ist in drei Inspektionsbereiche aufgeteilt: den Inspektionsbereich Nord, den Inspektionsbereich Mitte und dem Inspektionsbereich Süd. Die Kreisbrandinspektion leiten der Kreisbrandrat, drei Gebietskreisbrandinspektoren und 13 Gebietskreisbrandmeister – und ist die übergeordnete Organisation der 150 Freiwilligen Feuerwehren in den 35 Landkreiskommunen. Zwei Fach-Kreisbrandinspektoren, fünfFach-Kreisbrandmeistern und zwei Fachberater unterstützen sie bei der Arbeit. Die Ortsfeuerwehren werden von den jeweiligen Kommandanten geleitet. Der Nachwuchs ist im Landkreis Landshut in 53 Jugendfeuerwehren organisiert.

Mehr Informationen über die Feuerwehren im Landkreis Landshut gibt es auf der Website des Kreisfeuerwehrverbandes: https://www.kfv-landshut.de

Aktionen & Fortbildungen der Landkreis-Feuerwehren

Atemschutz-Ausbildung mittels Brandübungscontainer

Defi-Zubringer | Feuerwehr Adlkofen

Ölschadensanhänger für die Feuerwehr Piflas

Virtual-Reality-Brillen ergänzen die Atemschutzausbildung

Kommandantenversammlung 2023

Am Defibrillator geschult | Feuerwehr Tiefenbach

Die Bekämpfung von Bränden ist nur eine von vielen Aufgaben der Feuerwehren im Landkreis Landshut. Foto: Shutterstock
Zu den häufigsten Einsätzen gehört die Rettung von verunglückten Personen bei Verkehrsunfällen und natürlich die Absicherung der Unfallstelle. Foto: KfV
Um für jede Situation vorbereitet zu sein, gehört intensives Training und eine hervorragende Ausbildung. Im Brandcontainer üben die Atemschutzträger der FF den Ernstfall. Im Bild: Kreisbrandrat Rudi Englbrecht (2. v. li.) und Bürgermeister Stephan Scheibenzuber (li.).
Immer häufiger müssen die Einsatzkräfte der FF zu Unwettereinsätzen ausrücken – wie hier zum Beispielen Niederkam.
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