Digitale Schule der Zukunft

Landkreis Landshut. Ein bayernweiter Pilotversuch des Kultusministeriums soll den Weg für die „Digitale Schule der Zukunft“ ebnen. Teil des Projekts im kommenden Schuljahr sind gleich drei Schulen in der Marktgemeinde Ergolding: die Mittelschule, die Realschule und das Gymnasium. Das Kultusministerium unterstützt das Projekt mit einer finanziellen Förderung für die Anschaffung von mobilen Endgeräten für die Schüler. Am Dienstag, 20. Juli 2022, fiel in der Realschule Ergolding bei einem Treffen der Projekt-Teams an den drei Schulen der offizielle Startschuss.

Drei Ergoldinger Schulen sind Teil eines Pilotprojekts

Heute steht Biologie auf Sebastians (Name geändert) Stundenplan. Gleich zu Beginn der Stunde zieht der 14-Jährige sein Tablet aus der Schultasche, startet den Internet-Browser und beginnt zu surfen. Einen Rüffel wird der 14-jährige Achtklässler im Gymnasium Ergolding dafür nicht bekommen. Im Gegenteil: Bastians Aufgabe ist es, im Internet alles zum Thema Verhaltensbiologie zu recherchieren. So genannte „Mobil Devices“, mobile Endgeräte, sind bereits seit Jahren fester Bestandteil des Unterrichts im neu gebauten Ergoldinger Gymnasium. Das Tablet gehört zur Ausstattung eines jeden Schülers, genau wie Bücher und Hefte. „Die Bandbreite an Möglichkeiten im Unterricht, für die sich die mobilen Geräte eignen, ist riesig und geht über die Online-Recherche hinaus. Zum Beispiel lassen sich damit Versuche im Physik- oder Chemieunterricht oder Bewegungsabläufe beim Sport dokumentieren“, erklärt Oberstudiendirektor Dr. Ewald Bichler, Schulleiter des Ergoldinger Gymnasiums.

Ganz so weit wie im neu gebauten Gymnasium sind die Realschule und die Mittelschule der Marktgemeinde in Sachen digitaler Infrastruktur zwar noch nicht. Doch auch hier hat die Digitalisierung und das Internet bereits vor Jahren im Schulalltag Einzug gehalten, zum Beispiel mit interaktiven Flat-Panels, Wlan und Computern in den Klassenzimmern. An der Mittelschule können sich die Schüler sogar mobile Endgeräte ausleihen. Jetzt ist die Freude groß, dass gleich drei benachbarte Ergoldinger Schulen im Rahmen des Pilotversuchs zusammenarbeiten und ihre Erfahrungen austauschen können, um die Digitalisierung voranzutreiben. „Wir haben damit die Chance, unseren Unterricht weiterzuentwickeln und unsere digitale Expertise zu stärken“, sagt der Leiter der Realschule, Alexander Köppl. Und sein Kollege von der Mittelschule, Peter Manhart, ergänzt: „Wir wollen natürlich vor allem auch herausfinden, wohin der Weg der Digitalisierung der Schulen führt.“

Eine Besonderheit ist es auf alle Fälle, dass das Kultusministerium gleich alle drei Ergoldinger Schularten für dieses Projekt ausgewählt hat. Insgesamt nehmen fünf Gymnasien aus Niederbayern und drei Realschulen aus dem Landkreis Landshut an dem Pilotversuch teil. Dass das neu gebaute Gymnasium in Sachen Digitalisierung dabei schon weiter und Tablets für alle Schüler seit Jahren ein fester Bestandteil des Unterrichts sind, ist dabei kein Problem. Im Gegenteil: „Auch am Gymnasium profitieren wir von dem Austausch und den Erfahrungen, die wir im Rahmen des Projekts an der Mittel- und der Realschule machen. Wir wollen schließlich nicht stehen bleiben sondern uns im Unterricht weiterentwickeln. Für uns sind die Geräte digitale Werkzeuge. Jetzt geht es darum, die Technik in ein pädagogisches Konzept einzubetten sowie digitale und analoge Medien sinnvoll zu vernetzen“, so Bichler. 

Ein Tablet fürs Lernen und Surfen

Das Kultusministerium verspricht sich von dem bayernweit angelegten Pilotversuch wiederum zeitgemäße Digitalisierungskonzepte für alle Schulen in Bayern. Handlungsfelder der Pilotschulen sind, neben dem Ausbau der notwendigen IT-Infrastruktur, die kooperative Gestaltung bzw. die Chancen der Digitalisierung bei der Zusammenarbeit mit den Eltern und die digitale Organisation der Schule, die Weiterentwicklung des Unterrichts und die Stärkung der digitalen Expertise an den Schulen selbst. Für die Eltern soll es zudem Angebote zur Medienerziehung geben, damit sie ihre Kinder im verantwortungsvollen Umgang mit den Geräten unterstützen können. Und natürlich sollen auch die Lehrkräfte entsprechende Fortbildungsangebote erhalten.

Im Fokus steht aber vor allem das 1:1-Austattungskonzept. Das bedeutet: Jeder Schüler der an dem Pilotversuch teilnehmenden Jahrgangsstufen bekommt ein mobiles Endgerät. Die Schulleitungen sollen dafür geeignete Anschaffungsverfahren entwickeln und koordinieren. Gekauft werden sollen die Geräte dann von den Eltern mit einem Zuschuss vom Kultusministerium in Höhe von 300 Euro. Vorgesehen ist zudem, dass die Kinder die Geräte behalten und auch privat nutzen dürfen. Die Schulen können wiederum technische Mindestkriterien für die Geräte festlegen und die Erziehungsberechtigten bei der Gerätebeschaffung unterstützen. Laufen soll der Pilotversuch an den drei Ergoldinger Schulen in den 7. bzw. 8. Jahrgangsstufen. Die Ministerialbeauftragten für die Realschulen und Gymnasien in Bayern sowie das Staatliche Schulamt unterstützen die Schulen bei diesem Projekt.

Jetzt kommt es drauf an, die PS auf die Straße zu bringen

Ergoldings Bürgermeister Andreas Strauß freut es, dass gleich drei Schulen aus Ergolding den Pilotversuch starten dürfen: „Als ich das erfahren habe, war ich wirklich überrascht“, erklärte er. Die finanziellen Mittel zu stellen sei die eine Sache. „Es kommt aber auch darauf an, die PS auf die Straße zu bringen. Deshalb bin ich dankbar, dass sich unsere Schulen in Ergolding so stark einbringen und sich untereinander austauschen.“ 

Trotz aller Digitalisierung, High-End-Geräte wie Tablets, Laptops oder Convertibles, WLAN und drahtlosem High-Speed-Internet – ist laut Ewald Bichler aber eines klar: „Die Pädagogik hat an den Schulen immer noch absoluten Vorrang vor der Technik.“ Da sind sich die drei Schulleiter aus Ergolding einig.

Freuen sich über die Teilnahme an dem Pilotversuch „Digitale Schule der Zukunft“ (v. li.): die Ergoldinger Schulleiter Peter Manhart (Mittelschule), Alexander Köppl (Realschule) und Dr. Ewald Bichler (Gymnasium). Foto: Landkreis
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