Vorbereitung auf den Tag X

Landkreis Landshut. Auch wenn die Corona-Pandemie derzeit das alles beherrschende Thema ist: Das Landratsamt Landshut bereitet sich seit einiger Zeit intensiv auf den Ausbruch einer anderen Krankheit vor: der Afrikanischen Schweinepest. Dabei handelt es sich um eine Tierkrankheit, die auch eine große wirtschaftliche Gefahr für die zahlreichen Mastbetriebe mit insgesamt rund 450.000 Tieren darstellt.

Landkreis wappnet sich gegen die Schweinepest

Das Veterinäramt des Landratsamtes, Landwirte und Jäger stehen deshalb permanent in engem Kontakt und Austausch. Sie bereiten sich auf einen etwaigen Ausbruch der Krankheit vor. Sollte die Schweinepest tatsächlich auch im Landkreis Landshut auftreten, ist schnelles Handeln gefragt. „Am Tag X zählt jede Stunde“, sagt der Veterinäramtsleiter Dr. Josef Yun.

Für Menschen ist die Krankheit völlig ungefährlich, eine Ansteckung ist nicht möglich. Doch vor allem für Haus-, Mast- und Zuchtschweine endet die Infektion mit der Afrikanischen Schweinepest meist tödlich. Bei einer Infektion in einem Hausschweinbestand wären Maßnahmen der Tierseuchenbekämpfung anzuwenden. Das bedeutet die massenhafte Keulung der Tiere im infizierten Bestand.

Im Landkreis Landshut spielen mehrere Faktoren zusammen, die vor allem im Hinblick auf die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest problematisch sein können: Eine hohe Dichte an schweinehaltenden Betrieben im nördlichen Landkreis mit einer gleichzeitig hohen Schwarzwildpopulation, obgleich auch im südlichen Landkreis die Zahl der Wildschweine in der Vergangenheit angestiegen ist.

Deshalb hat das Veterinäramt Landshut bereits frühzeitig in großen Übungsszenarien geprobt, was im Ausbruchsfall zu veranlassen ist und die verschiedenen Akteure behörden- und branchenübergreifend an einen Tisch gebracht. Aber auch die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für dieses wichtige Thema hat sich das Veterinäramt gemeinsam mit weiteren beteiligten Stellen auf die Fahnen geschrieben: Es wurden Kampagnen unterstützt, um die Ansteckungsgefahr durch sorgsames Verhalten mit Speiseresten zu reduzieren. Den Tierhaltern wurden aktuelle Checklisten zur Schweinehaltungshygiene zur Verfügung gestellt und an den Rastplätzen der Kreisstraßen sind Abfalltonnen mit mehrsprachigen Warnschildern aufgestellt.

Enge Zusammenarbeit, um für den Tag X gerüstet zu sein: Experten des Landratsamtes, der Jägerschaft und der Landwirtschaft tauschen sich zum Thema Afrikanische Schweinpest aus. Mit dabei bei der Besprechung: Landrat Peter Dreier und Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger, der selbst Landwirt ist.

Prävention mit Drohnen und „Prämien“

Die Regulierung des Schwarzwildbestandes ist eine weitere wirksame Präventionsmethode, da die Wildschweindichte einer Region den Ausbruch maßgeblich beeinflusst. Dabei bewege sich die Schwarzwildbejagung im Landkreis Landshut auf Rekordniveau, wussten die Jäger zu berichten. Der Einsatz von Drohnen, um die Wildschweine zu lokalisieren, habe sich deshalb sehr bewährt: Denn die Erfahrung zeigt, dass es kaum möglich ist, die Tiere auf dem Ansitz zu erlegen.

Der Erfahrungsschatz der Jäger ist aber viel wert: Denn kaum jemand kennt die einzelnen Gebiete so gut wie die Revierpächter, weiß, wo die Wildschweine sich bevorzugt aufhalten, wo auch möglicherweise verendete Kadaver zu finden sind, die schnellstmöglich fachmännisch geborgen und untersucht werden müssen. Die sogenannte „Fallwildsuche“ gehört zu den Maßnahmen, die nach Feststellung eines Seuchenfalls zu ergreifen ist: Ortskundige Helfer kämmen ein bestimmtes Gebiet ab – und hier ist die breite Unterstützung der Jägerschaft unverzichtbar.

Sollte die Seuche bis in die Region Landshut kommen, wäre wirtschaftlich mit weiteren umfassenden und großräumigen Handelsbeschränkungen bei lebenden Tieren, aber zusätzlich bei deren Fleisch und verarbeiteten Produkten zu rechnen – auch wenn ausschließlich bei Wildschweinen in der Region die Krankheit festgestellt werden würde. Ein Hoffnungsschimmer: Einzelne Länder haben sich bereit erklärt, die regionale Herkunft der Produkte zu berücksichtigen und ihre Beschränkungen entsprechend anzupassen.

Denn ist ein Gebiet erst einmal betroffen, ist es ein langer Weg. Die Region gilt erst als ASP-frei, sobald zwölf Monate lang kein neuer positiver Fund erfolgt. „Viel realistischer sind aber zwei Jahre“, meint Veterinäramtsleiter Yun. Möglich wäre aber auch, dass die Afrikanische Schweinepest „endemisch“ wird, quasi als gegeben akzeptiert wird und man lernt, damit umzugehen. Ein sehr langer Weg, verbunden mit existenzbedrohenden Schäden für die heimische Landwirtschaft.

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