Eine Gaudi mit historischen Ausmaßen

Es gibt einen besonderen Tag im nördlichen Landkreis Landshut, der Jahr für Jahr auf besondere Weise zelebriert wird: Die Marktgemeinde trifft sich auf dem Platz vor dem Rathaus und wartet gespannt auf eine öffentliche Bekanntgabe. Jedes Jahr am 11. November um 11:11 Uhr wird ein bestens gehütetes Geheimnis gelüftet: wer als Faschingsprinzenpaar die Hollerdauer Narrenhochburg Pfeffenhausen in der fünften Jahreszeit regiert. Egal, ob dieses Datum auf ein Wochenende fällt oder einen Werktag, „an diesem Tag arbeitet praktisch niemand in Pfeffenhausen“, sagt Bernhard Steimle. Fasching hat in Pfeffenhausen eine jahrhundertealte Tradition. Er muss es wissen:  Steimle ist Präsident der Narrhalla. 

Fasching gehört seit Jahrhunderten zur Tradition in der Holledauer Narrenhochburg 

Ein Countdown auf der Website der Narrhalla zählt die Tage, Stunden und Sekunden bis zu diesem Ereignis herunter. Das närrische Treiben beginnt für die meisten an diesem Tag mit der Stunde Null auf der Faschingsuhr – und der Bekanntgabe des Prinzenpaars. Dann wird gefeiert in Pfeffenhausen vor dem Rathaus. Es gibt einen Frühschoppen in der benachbarten Wirtschaft. Bis in den späten Nachmittag sitzen die Feiernden dann noch beim Wirt zusammen. Oder sogar noch länger. Es ist der erste Höhepunkt des Faschings. Bernhard Steimle ist da schon mittendrin. Die fünfte Jahreszeit hat für ihn schon viel früher, Monate zuvor, begonnen. Jetzt beginnt auch die Zeit, die er so sehr genießt. 

„Nach dem Aschermittwoch sind natürlich erst einmal ein paar Wochen Pause. Im Mai geht es dann aber schon wieder los“, erzählt er. Termine müssen festgelegt, Bands gebucht und Auftritte der Garde und der Showtanzgruppe geplant werden. Jede Menge organisatorische Fleiß-Arbeit, ohne die es keine Faschingsgaudi in der Narrenhochburg Holledau geben würde. Und die hat hier eine lange Tradition mit geradezu historischen Ausmaßen. 

Verwirrte Obrigkeit im Jahr 1542 

Ein Eintrag von 1542 im Rottenburger Geschichtsblatt beweist: Die Pfeffenhausener waren bereits in der Renaissance keine Kinder von Traurigkeit – was von der damaligen Obrigkeit nicht unbedingt gerne gesehen war. In dem historischen Dokument heißt es: „Der Rottenburger Gerichtsherr meldet an das Vitztumsamt Landshut, dass die Pfeffenhausener Bürgerschaft in der letzten Carnevalszeit auf öffentlichen Straßen und Plätzen einen Mummenschanz voll Hohn und Spott gegen die Obrigkeit gehalten habe und da er selbst nicht wisse, wie er dagegen vorzugehen habe, es dem Rentmeister melde.“ 

Mittlerweile hat sich die Gemeindeverwaltung aber ein Bild machen können und ist von der Harmlosigkeit der Gaudi in der Holledau überzeugt. Mehr noch: Auch Pfeffenhausens Bürgermeister Florian Hölzl hat sich den 11.11. rot im Kalender markiert. „Klar ist der da auch immer mit dabei“, sagt Steimle. Schließlich muss er ja an diesem Tag, wie es in vielen Städte und Gemeinden in Stadt und Landkreis Landshut gute Sitte ist, dem närrischen Prinzenpaar zum neuen Amt zu gratulieren. Den Schlüssel zum Rathaus muss er dann im Inthronisationsball übergeben. 

DAS Geheimnis schlechthin 

Apropos Prinzenpaar: Wer als närrische Hoheiten regieren darf, wissen bis zur Bekanntgabe vor dem Rathaus nur zwei Personen: „Das bin ich und mein Vizepräsident Steimle.“ Na gut: Vielleicht ahnen auch die Tanz-Trainer des Paares und die Schneiderin der Kostüme etwas. Offiziell eingeweiht werden aber auch sie nicht. Mutmaßungen und Gerüchte werden weder bestätigt noch kommentiert. Das ist so Gesetz in Pfeffenhausen. Wenn man also als neugieriger Pfeffenhausener Bernhard Steimle fragt, wer das nächste Prinzenpaar wird, der bekommt die Antwort, die sogar Bürgermeister Flo Hölzl oder Landrat Peter Dreier oder der Ministerpräsident bekommen würde: „Keine Ahnung!“ 

Faschings-Tipp vom Präsidenten 

Närrische Gäste sind während der fünften Jahreszeit in Pfeffenhausen natürlich gerne gesehen. Welche Termine Faschingsfreunde laut Narrhalla-Präsident Bernhard Steimle außer dem Auftakt vor dem Rathaus auf keinen Fall verpassen sollten: „Das sind der Inthronisationsball am 4. Januar, der Kinderfasching und natürlich der Faschingsendspurt mit Faschingstreiben und Umzug.“ Die genauen Termine der Veranstaltung werden in der Tageszeitung und auf der Website der Narrhalla Pfeffenhausen bekanntgegeben. 

Die Show-Tanz-Gruppe der Narrhalla Pfeffenhausen bei einem Auftritt: Alle Fotos: Narrhalla Pfeffenhausen
Pfeffenhausen: eine Hochburg der Narren.
Der Hofstaat im Jahr 1957.
Der Hofstaat im Jahr 1968.
Hier wird der Prinz zu Grabe getragen.
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