Voller Empfang für Retro-Röhren

Ein Radio, bei dem die Sender sich über die Biermenge eingestellt werden? Hört sich seltsam an, aber: Das gibt’s wirklich! Wer es nicht glauben will, sollte sich eine ganz besondere Ausstellung im Landkreis Landshut nicht entgehen lassen: im Radiomuseum in Rottenburg. Dort gibt es besagtes „Bierdetektor-Radio“ zu bestaunen und noch jede Menge mehr kurios anmutende Tontechnik aus längst vergangenen Zeiten.

Bier-Detektor-Radio und historische Tontechnik – Das Radiomuseum in Rottenburg

Seit 1997 gibt es das Radiomuseum Rottenburg. Die „Radiofreunde Rottenburg“, ein Verein, dessen Mitglieder überwiegend aus der Region kommen und seit 1990 eines verbindet: die Faszination für historische Audiogeräte. Anfangs zeigten die Radiofreunde ihre historischen Schätze noch in mobilen Ausstellungen, zum Beispiel in der Sparkasse. Nach Gesprächen mit der Stadt Rottenburg stand dann fest: Rottenburg bekommt ein Radiomuseum. Das befindet sich in der Neufahrener Straße 3 in Rottenburg und es ist ein wahres Schatzkästchen für Technikenthusiasten, Nostalgiker – und Menschen.

„Wir zeigen Radios von in allen Varianten, aus der Zeit von 1924 bis in die 1980er Jahre“, erzählt Peter Markhof. Der 74-jährige Rottenburger ist der zweite Vorsitzende der Radiofreunde Rottenburg. Dass die Sammelleidenschaft sich auf diesen Zeitraum begrenzt, hat einen Grund: „In den 80er Jahren kamen die Radios mit Plastikgehäusen auf, die sind für uns nicht interessant.“ Die haben eben nicht den ganz besonderen Charme und auch nicht die Technik, die in den Gehäusen der Exponate in Rottenburg steckt – und die auch Peter Markhof so faszinierend findet. „Mich hat die Liebe zu meinem erlernten Beruf zu den Radiofreunden gebracht“, sagt der 74-Jährige. Der Ergoldinger hat eine Ausbildung zum Radio- und Fernsehtechniker gemacht, wechselte dann später zur Textverarbeitungs-Elektronik und darauf in die Medizingerätetechnik. Die Liebe zur Radiotechnik und zum Tüfteln, die ist ihm aber über all die Jahre geblieben – genau wie bei den anderen Radiofreunden. Kein Wunder also, dass alle Geräte in dem Radiomuseum auch funktionstüchtig sind. Wenn es mal keinen Empfang geben sollte, dann liegt das jedenfalls nicht an defekten Röhren oder anderen Bauteilen, sondern eher an den Sendern: „In Deutschland gibt es ja keine Mittelwellensender mehr“, erklärt Markhof. Radiowellen dieser Länge sind mittlerweile nur noch abends zu hören, wenn europäische Sender in anderen Ländern ihr Programm auf Mittelwelle ausstrahlen.

An Ersatzteilen für die Exponate und an Ausstellungsstücken selbst mangelt es den Radiofreunden übrigens nicht: „Viele bringen ihre alten Geräte zu uns“, erzählt Markhof. Seltene Exemplare werden hergerichtet und zu Ausstellungsstücken oder – falls sie nicht mehr zu reparieren sind – für Ersatzteile ausgeschlachtet. Das Knowhow für die Reparatur haben die Vereinsmitglieder jedenfalls.

Von Grammophon bis Röhrenradio

Und das gilt nicht nur für alte Röhrenradios. Im Radiomuseum finden sich noch jede Menge andere historische Tonwiedergabegeräte wie Grammophone, Tonwalzenspielgeräte, Plattenspieler, Magnettongeräte, Tonbandkassettengeräte – und das Tefifon. Für Markhof ist das Gerät eindeutig das „Schmuckstück“ der Sammlung im Radiomuseum Rottenburg.

Dabei handelt es sich um ein Gerät aus den 1950er Jahren. Eine Mischung aus Kassettenrekorder und Tonbandgerät, dass zu den Schallbandgeräten gehört. Mit einer Nadel liest das Tefifon die auf ein Schallband eingravierten Rillen ab – ähnlich wie ein Schallplattenspieler bei einer Schallplatte. Das Schallband befindet sich wiederum in einer Kassette. Bis zu vier Stunden Wiedergabezeit hat so ein Tefifon. Viel mehr als, als eine Schallplatte. Gegen Tonbandgeräte und Plattenspieler konnte sich das Tefifon aber trotzdem nicht durchsetzen. Jetzt gelten diese Geräte als Rarität.

Und was hat es jetzt mit dem eingangs erwähnten Bierdetektor-Radio auf sich? Das war nie in Serienproduktion. „Das habe ich gebaut“, erzählt er. Dabei handelt es sich um ein Mittelwellenradio, dessen Hauptbestandteil ein gläserner Bierkrug ist. Am Bierglas befindet sich ein Kondensator mit Spuler. Über die Bierhöhe im Glas lassen sich die Senderfrequenz und die Lautstärke einstellen. Am lautesten ist es, wenn das Glas voll ist. Und wer es leiser haben möchte, der trinkt einfachen einen kräftigen Schluck.

Die Öffnungszeiten

Das Radiomuseum hat von April bis Oktober, an jedem 1. und 3. Sonntag im Monat, sowie an jedem 1. Sonntag im Monat von November bis März geöffnet, immer von 13 bis 17 Uhr.

Hier geht’s zur Website des Radiomuseums Rottenburg:

https://www.radiomuseum-rottenburg.de

Ein Tefifon wie dieses ist das Schmuckstück der Sammlung ist ein Schallbandgerät. Foto: wikipedia
Damit hörten die Menschen Musik, als es noch kein Spotify, iTunes oder andere Streaming-Dienstleister gab. Foto: Radiomuseum Rottenburg.

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