Bayerisch, bodenständig, filmreif

Wenn der Dorfpolizist Franz Eberhofer zum Rapport nach Landshut bestellt wird, führt ihn der Weg vom Drehort Frontenhausen geradewegs durch den Landkreis Landshut – vorbei an Filmkulissen berühmter Streifen. Nicht nur im beschaulichen Vilstal zwischen Velden im Südwesten bis Aham im Nordosten reiht sich ein Drehort an den nächsten. Im südlichen und östlichen Kreis Landshut entstanden viele legendäre Szenen berühmter Kultfilme und Serien – mit namhaften Schauspielern wie Ottfried Fischer, Ruth Drexel, Eva Mattes, Hans Brenner, Jutta Speidel und Fritz Wepper.

Der Landkreis Landshut als Kulisse für bayerische Kultfilme

Wohl am bekanntesten sind das Ochsenrennen und Sir Quickly auf dem Kirchturm – beide Szenen in Franz-Xaver Bogners Kultserie „Irgendwie und Sowieso“ entstanden Mitte der 1980er Jahre im Markt Velden. Ottfried Fischer als Sir Quickly und der inzwischen verstorbene Karl Merkatz als sein Vater („der Kerschbaumer“) verkörpern den Konflikt der heranwachsenden 68er Generation mit ihren Eltern.

Deutlich zu Tage treten die unterschiedlichen Weltanschauungen beim Ochsenrennen, das Sir Quickly in der ersten Folge mit seinem Ochsen Ringo gewinnt. Das Rennen gab es tatsächlich, organisiert vom Burschenverein in Velden. „Das Ochsenrennen musste als richtige Sportveranstaltung stattfinden“, erinnert sich Franz Xaver Bogner im Bayerischen Rundfunk, „weil wir so viele Komparsen nie bekommen hätten.“

Als Ottfried Fischer auf dem Veldener Kirchturm saß

Es gab damals kaum jemanden, der nicht von den Dreharbeiten betroffen war. „Irgendwie und Sowieso ist noch immer Thema im Ort“, weiß Alfons Schratzenstaller[ST1]  aus Velden. Er war damals als 24-jähriger Feuerwehrmann der Freiwilligen Feuerwehr einer der Laiendarsteller der Serie. „Damals hat keiner gerechnet, dass das einmal Kult wird“, erinnert sich. Neben der Ochsenszene ist auch der unter Liebeskummer leidende Sir Quickly in die Filmgeschichte eingegangen. Um seinen Schmerz zu verarbeiten, hatte er sich nachts ganz oben auf den Veldener Kirchturm zurückgezogen.

„Die einen haben sich aufgeregt, weil die Glocken dauernd geläutet haben“, erzählt Schratzenstaller. Andere wiederum wollten beim Spektakel unbedingt dabei sein, Die seien dann aus Landshut und München mit Bussen angekarrt worden und wären als Statisten unterm Turm gestanden.

Ottfried Fischer in einer Szene mit Olivia Pascal. Foto: BR/Tellux Film GmbH

In einer Sezene der Kultserie will der Sohn von Sägewerksbesitzer Binser den traurigen Sir Quickly mit Gewehrschüssen vom Kirchturm holen. Auch die Feuerwehr rückt an. Eine der Requisiten für die Aufnahmen, die Drehleiter, stammte aus Vilsbiburg, erinnert sich Schratzenstaller. Die Wehrmänner waren – wie Schratzenstaller – echte aus Velden, die sich abwechselnd die sechs Drehnächte um die Ohren schlugen. Das 15 Kilometer flussabwärts liegende Vilsbiburg half übrigens nicht nur mit einem Feuerwehrauto aus, sondern diente ebenfalls als Drehort. Ein Teil der Sägewerkskulisse stand hier, ebenso wie die Buswerkstatt Burger.

Auch in Geisenhausen waren immer wieder Filmteams zu Gast. 1978 drehte hier Rüdiger Nüchtern für seinen Kino- und Fernsehfilm „Schluchtenflitzer“ (Link: www.schluchtenflitzer.de), der wie „Irgendwie und Sowieso“ das Leben Jugendlicher zwischen Tradition und Fortschritt beschreibt. Um das Erwachsenwerden und seine Probleme dreht sich auch der Film „Grenzverkehr“ des aus Landshut stammenden Filmemachers Stefan Betz. Teile dieses Werks entstanden im Freibad in Geisenhausen.

Kaltenthal an der Isar

Selbst die in Landshut gedrehte ARD-Erfolgsfernsehserie „Um Himmels Willen“ spielt eigentlich im Landkreis Landshut. Fast 20 Jahre, von 2002 bis 2021, lief die Serie in 260 Episoden im Ersten. Kulisse des fiktiven Klosters Kaltenthal, in dem sich das turbulente Leben der Nonnen um die Schwestern Lotte (Jutta Speidel) und Hanna (Janina Hartwig) abspielt, ist das Schloss Niederaichbach in der gleichnamigen Gemeinde an der Isar. Legendär ist die Dauerfehde der Schwestern mit Bürgermeister Wöller (gespielt von Fritz Wepper). Das Schloss Niederaichbach ist im Besitz von Karl-Anselm Fürst von Urach. Die südliche Schlossökonomie und der Torhausturm sollen in naher Zukunft saniert werden.

„Wer gräbt den Bestatter ein?“ heißt der Film, der zuletzt im Landkreis Landshut gedreht wurde. Der Kinostreifen, geprägt von bayerisch-schwarzem Humor entstand im Frühjahr 2021 zu Teilen im Gebiet der Verwaltungsgemeinschaft Velden. Gedreht wurde nicht nur im Markt Velden selbst, sondern auch in den Gemeinden Neufraunhofen und Wurmsham (Seifriedswörth). In gewisser Weise schließt sich damit ein Kreis. Denn vom speziellen bayerischen Humor war auch schon „Irgendwie und Sowieso“ geprägt.

Wiedersehen mit Sir Quickly am Samstag

Zum 70. Geburtstag von Ottfried Fischer strahlt das Bayerische Fernsehen am Samstag, 4. November, ab 21.45 Uhr die 1. und 2. Folge der Serie „Irgendwie und Sowieso“ aus. Verfügbar sind beide Folgen dann auch in der ARD Mediathek.

https://www.br.de/br-fernsehen/sendungen/irgendwie-und-sowieso/index.html

Ottfried Fischer alias Sir Quickly beim legendären Ochsenrennen in Velden. Foto: BR/Tellux-Film GmbH
Auch die Erfolgsserie „Um Himmels Willen“ wurde im Landkreis gedreht. Genauer: In Niederaichbach. Foto: ARD/Barbara Bauriedl
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