Der Christbaumexperte aus Unterglaim

Es ist jedes Jahr das Gleiche: Wenige Wochen vor Jahresende hat Thomas Emslander aus Unterglaim alle Hände voll zu tun. Politische Prominenz wie Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber wollen mit ihm auf einem Foto posieren. TV, Zeitungen und Presseagenturen bitten den 70-Jährigen um ein Interview – und auch in seinem Hauptberuf gibt es alle Hände voll zu tun. Das alles hat mit einem jahrhundertealten Weihnachtsbrauch zu tun.

Thomas Emslander ist Vorstand der Bayerischen Christbaumanbauer

Genauer: mit Christbäumen. Thomas Emslander senior ist seit über 20 Jahren Vorsitzender der Bayerischen Christbaumanbauer. Mit rund 200 Mitgliedern ist er der größte Landesverband seiner Art in ganz Deutschland. Und was viele Bayern am 24. Dezember mit viel Liebe in ihrem Wohnzimmer schmücken, ist nicht nur ein weiß-blaues Qualitäts-Produkt. „Weihnachtsbäume fördern auch die Biodiversität“, sagt Thomas Emslander. Und das ist beileibe nicht der einzige Pluspunkt eines urbayerischen Produkts.

„Unser größter Feind ist aus Plastik“, sagt Thomas Emslander. Noch viel schlimmer findet er aber, dass mit immergrünen Christbäumen aus Kunststoff viele Falschinformationen verknüpft sind. Zum Beispiel die: Plastikbäume schonen die Natur. Schließlich muss dann kein Baum mehr für Weihnachten gefällt werden. „Vor allem in den USA wird das erzählt!“, sagt Emslander. Und auch in bayerischen Wohnzimmern, vor allem in Single-Haushalten, stehen immer mehr Plastikbäume.

Haben Christbäume dieses Gütesiegel, können Käufer sicher sein: Der Baum kommt aus Bayern.

„Ein Umweltfrevel“, findet Emslander. Und er muss es wissen. Als Vorsitzender der Bayerischen Christbaumanbauer hat er sich wissenschaftlich mit dem Anbau von Christbäumen und den Auswirkungen auf die Natur auseinandergesetzt. Dafür hat er sogar mit Forschenden an Universitäten zusammengearbeitet.

Die eigentlich wenig überraschende Erkenntnis: Wer Weihnachten mit einem guten grünen Gewissen feiern will, sollte die Finger von der Plastik-Tanne lassen. „Ich bin deshalb schon froh, wenn die Menschen überhaupt Naturbäume kaufen!“, sagt er. Noch viel mehr freut es ihn, wenn die Bayern zu Bäumen mit dem Gütesiegel der bayerischen Christbaumanbauer greifen. Denn diese Bäume sind besonders umweltschonend erzeugt worden. Mehr als das: Christbaumkulturen fördern laut Emslander die Biodiversität und sie speichern mehr CO2 pro Jahr und Hektar, als ein herkömmlich bewirtschafteter Wald.

Darum sind Christbäume aus Bayern gut für die Natur

Das kann er mit Zahlen belegen: Beträgt bei einem „normalen“ Wald die C02-Bindung rund acht Tonnen pro Jahr und Hektar, sind es bei den Christbaumkulturen im Schnitt 16 Tonnen jährlich. Wie das sein kann? „Bei uns werden die Flächen komplett mit gesunden Bäumen bepflanzt“, sagt Emslander.

Dazu kommt: Die Christbaumkulturen fördern die Biodiversität. Viele Vogelarten fühlen sich dort besonders wohl. Der Grünspecht zum Beispiel, weil es dort viele Ameisen gibt – „seine Leibspeise“, sagt Emslander.

Klar macht auch der Klimawandel den Christbäumen zu schaffen – vor allem die sehr trockenen und sehr nassen Perioden. Um der Herausforderung beizukommen, nutzen die Christbaumanbauer den Werkzeugkasten der Natur und fördern die Humusbildung. „Flächen darf man dafür natürlich nicht mit Chemie kahlspritzen“, sagt Emslander.

Johannes Emslander. Foto: Bayerische Christbaumanbauer/Schmidhuber

Dadurch wachsen Gräser und Pflanzen wie Löwenzahn und Beifuß. Die werden dann eingemulcht und wertvoller Humus entsteht. „Der speichert wiederum die Feuchtigkeit im Boden“, so Emslander. Zugute kommt den Bayerischen Christbaumanbauern auch, dass ihre Nordmanntannen in Jahrhunderten gelernt haben, mit Trockenheit zurechtzukommen. Und es gibt noch einen Pluspunkt für die Natur durch Christbaumkulturen: Es werden Flächen mit Bäumen bepflanzt, die sonst zum Beispiel für Maisanbau genutzt würden. Waldfläche geht durch dieses landwirtschaftliche Produkt also auch nicht verloren. Und natürlich zahlen auch die kurzen Transportwege zu den Kunden in die gute CO2-Bilanz der bayerischen Christbäume ein, die nach Weihnachten als Hackschnitzel für die Energieerzeugung in Biomassekraftwerken genutzt werden.

Ein Baum aus Plastik kann da freilich nicht mithalten. Bloß gut, dass das zumindest schon bei den Verbrauchern in Bayern angekommen ist: Etwa vier Millionen Bäume, die größtenteils aus eigens angelegten Kulturen stammen, werden pro Saison verkauft (und nachgepflanzt). Der bayerische Christbaum hat damit mittlerweile einen Marktanteil von 80 Prozent in Bayern. Ein Umstand, der auch dem Verein der Bayerischen Christbaumanbauer und seinem Vorsitzenden zu verdanken ist.

Thomas Emslander (hinten rechts) und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber beim – fast schon traditionellen – Christbaumschneiden zu Beginn der Advebtszeit. Foto: Bayerische Christbaumanbauer/Schmidhuber
Thomas Emslander (hinten links) mit Landrat Peter Dreier. Hier bei der Eröffnung der Christbaum-Saison im Landkreis Landshut. Foto: Landkreis Landshut
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