Rückenwind beim Radlfahren

Das Radfahren im Landkreis Landshut soll zukünftig deutlich attraktiver werden: Einheitliche Wegweiser, verbesserte Infrastruktur und der Ausbau weiterer Radwege sind nur einige der Maßnahmen, die simpel klingen, aber in der Umsetzung eine komplexe Herausforderung für die Kommunen darstellen. Das neue, 82-seitige Radverkehrskonzept für den Landkreis Landshut zeigt als Leitfaden konkrete Handlungsoptionen auf und verspricht zahlreiche Vorteile für die Rad fahrende Bevölkerung.

Landkreisweites Verkehrskonzept nimmt Fahrt auf

Das Fahrrad als Alltagsverkehrsmittel erlebt vor allem in städtischen Gebieten einen enormen Aufschwung. Doch in ländlich geprägten Regionen, wie in großen Teilen des Landkreises Landshut, sieht die Situation anders aus: Lediglich fünf Prozent der Befragten nutzen im Alltag das Fahrrad als Fortbewegungsmittel. In der Stadt Landshut sind es immerhin 28 Prozent und in den umliegenden Gemeinden noch 16 Prozent, wie aus der Haushaltsbefragung zur Mobilität in Stadt und Landkreis Landshut von 2018 hervorgeht. „Die Statistik ist nicht ungewöhnlich“, so Regionalmanager Kai Goldmann. „In Kommunen mit relativ hoher Bevölkerungsdichte und kurzen alltagsrelevanten Wegestrecken sind potenziell mehr Radfahrende vorzufinden als in den entlegenen, dünn besiedelten Gebieten.“ 

Bedingungen weiter verbessern

Damit sich die Bürger auch im Außenbereich zukünftig für Alltagsstrecken, also den Weg in die Arbeit oder zum Einkaufen, öfter aufs Rad als ins Auto setzen, hat Goldmann über die vergangenen vier Jahre das Radverkehrskonzept erstellt. „In der Region Landshut herrschen prinzipiell gute Bedingungen für den Radverkehr und es gibt ein umfangreiches touristisches Radroutennetz“, erläutert der Regionalmanager. Trotzdem gibt es Herausforderungen: Die Radwege sind zum Beispiel nicht durchgängig einheitlich beschildert und die Routen führen, weil sie touristisch ausgelegt sind, nicht auf dem kürzesten bzw. schnellsten Weg ans Ziel. 

Erster Schritt: Einheitliche Wegweisung

Grund dafür seien die vor allem für den Bürger schwer verständlichen Zuständigkeiten, die je nach Lage des Radwegs und Art der dazugehörigen Straße variieren: „Für die Beschilderung oder den Radwegbau gibt es sehr viele unterschiedliche Akteure und Baulastträger, die sich bisher kaum abgestimmt haben, weil es keine übergeordnet gültigen Abläufe gab“, erklärt der Regionalmanager. „Den Radfahrer interessieren aber kommunale Grenzen und Zuständigkeiten nicht, egal ob das staatliche Straßenbauamt oder der Bauhof vor Ort zuständig ist.“ Abhilfe soll ein runder Tisch schaffen, an dem in enger Kooperation regelmäßig eine einheitliche Abstimmung über Verwaltungsgrenzen hinweg organisiert wird.

Das Radfahren im Landkreis Landshut soll attraktiver werden. Dafür wurde jetzt ein Radverkehrskonzept erstellt. Foto: Landratsamt

Einer der ersten Abstimmungspunkte soll die einheitliche Wegweisung in der Region werden. Neben den touristischen Routen soll auch die schnellste, zielorientierte Verbindung für den Alltagsradverkehr abgestimmt werden, und zwar auf Grundlage eines einheitlichen Konzeptes über die Gemeindegrenzen hinweg.

Landesweites Netz für Alltagsradverkehr

Die Hauptorte aller bayerischen Städte und Gemeinden sollen auf Initiative des Freistaates in einem landesweiten Netz für den Alltagsradverkehr möglichst durchgängig und direkt miteinander verbunden werden. Im Rahmen des Radverkehrskonzeptes wurden diese Hauptverkehrsrouten für den Landkreis abgestimmt beziehungsweise festgelegt. „Für die einzelnen Kommunen ist diese Festlegung sehr wichtig, denn sie ist Grundlage für die zukünftige Bauplanung von neuen Radwegen und ermöglicht auch, Förderungen zu beantragen“, so Goldmann. Das sei wichtig, denn die geplante Radverkehrsförderung stellt insbesondere kleinere Kommunen mit begrenzten personellen und finanziellen Kapazitäten vor große Herausforderungen. 

Serviceangebote ausbauen

Schließlich gibt es in den einzelnen Orten viel zu tun: Neben dem Ausbau der Radwege und der besseren Verzahnung mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist auch über den Bau von überdachten Abstellplätzen bzw. Radparkplätzen und Servicestationen angedacht. Schlauchautomaten oder öffentliche Luftpumpen erhöhen den Service für den Radfahrer. „Eine gut ausgebaute, sichere und komfortable Infrastruktur und ein positives, radfahrerfreundliches Verkehrsklima sorgen für mehr Radverkehr“, davon ist Goldmann, der selbst passionierter Radler ist, überzeugt. Das Radverkehrskonzept soll den einzelnen Kommunen als Leitfaden dienen, wichtige Impulse setzen und dabei unterstützen, Strategien zu entwickeln, um das Radfahren im Alltag attraktiver zu gestalten.

Überzeugungsarbeit leisten

„Radverkehr ist allerdings weit mehr als nur Infrastruktur“, davon ist der Regionalmanager überzeugt. „Es erfordert auch umfangreiche Aufklärungsarbeit und Bewusstseinsbildung, um das Fahrrad als Fortbewegungsmittel stärker in den Fokus zu rücken. Ziel ist es, das Fahrrad in zahlreichen öffentlichen Veranstaltungen zu integrieren und stets präsent zu halten, um das tägliche Bewusstsein zu fördern und das Fahrrad als festen Bestandteil des Alltagsverkehrs zu etablieren.“

Die Radwege im Landkreis Landshut sind – noch – nicht durchgängig einheitlich beschildert. Routen führen, weil sie touristisch ausgelegt sind, nicht auf dem kürzesten bzw. schnellsten Weg ans Ziel. Auch damit befasst sich das Radverkehrskonzept.
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