Pfade durch die Zeit

Die Time Trails sind gelebte Pfade durch die Zeit im Isar-, Vils- und Laabertal. Radfahrer und Wanderer entdecken inmitten grüner Hügel und Täler außergewöhnliche Orte und Museen mit spannenden Geschichten bei uns im Landkreis. Für die Auswahl und die Zusammenstellung der Time Trails ist Julia Maier zuständig, sie ist die Projektmanagerin für das „Interpretation Framework“ am Landratsamt Landshut.

Kultur und Geschichte für alle: die Geschichte hinter den Time Trails

Auf den Time Trails radeln oder gehen Zeitreisende zurück zu den Spuren der ersten Menschen in der Region Landshut. Jedes Museum entlang der Pfade erzählt eine eigene Etappe der über 7.000 Jahre alten Geschichte in den drei Tälern. Die erste Time Trail-Radtour verläuft von Altdorf über Bruckberg nach Furth. Infotafeln entlang des Weges weisen auf unter der Erde versteckte Bodendenkmäler oder abgegangene Burgställe hin, erzählen die Geschichten von Sehenswürdigkeiten und lassen die Vergangenheit Schritt für Schritt lebendig werden.

„Mein Ziel ist es, Menschen in der Gegenwart abzuholen und in die Vergangenheit zu führen“

Betreut wird das Time Trails-Projekt von der Kunsthistorikerin und Kulturwissenschaftlerin Julia Maier – sie hat den detaillierten Überblick über die Museen im Landkreis Landshut. „Mein Ziel ist es, dass ich die Menschen in der Gegenwart abhole, und in die Vergangenheit führe durch Themen, die uns heute genauso beschäftigen wie früher. Dabei geht es um existenzielle Grundbedürfnisse, die der Mensch zum Überleben braucht, wie z.B. Essen, Trinken, Wohnen, Soziale Interaktionen – uns geht es da jetzt nicht anders als damals den Steinzeitmenschen“, sagt die Projektmanagerin des sogenannten Interpretation Framework, einem mit europäischen LEADER-Mitteln geförderten Projekt des Landkreises.

Bei dem Begriff Interpretation Framework handelt es sich um den großen Kultur-Entwicklungsrahmenplan, in dem die Time Trails entwickelt werden, wie Julia Maier erklärt. Sie fügt hinzu: „Es stammt vom englischen Archäologen Dr. Nigel Mills, der zusammen mit unserem Kreisarchäologen Dr. Thomas Richter und der LEADER-LAG-Managerin Karoline Bartha dieses Kultur-Entwicklungskonzept verfasst hat: eine Broschüre mit Empfehlungen und Besonderheiten der acht Museen mit archäologischen Sammlungen im Landkreis Landshut.“ Daraus filtert die Projektmanagerin des Landkreises nun die Schwerpunkte für die Time Trails mit dem übergeordneten Ziel, dass jedes Museum eine eigene Geschichte erzählt und die Besucher einen Anreiz haben, von einem Museum zum anderen zu fahren oder zu wandern, wie sie berichtet.

In der Modellregion wird das Konzept derzeit erprobt

Die Time Trails, die Julia Maier jetzt entwickelt hat, sind in den Bereichen Altdorf, Bruckberg und Furth zu finden. Dabei handelt es sich um eine Modellregion, wo das ganze Konzept erst einmal erprobt wird. „Es hat sich nach und nach herauskristallisiert, dass in der Modellregion das Thema Kulturgeschichte des Trinkens ganz gut passt. Dort haben wir in den Museen und in der Landschaft sehr viele Bodendenkmäler und Gegenstände zum Thema Trinken. In Altdorf beispielsweise gibt es die älteste Tasse Mitteleuropas. Die ist wirklich eine Besonderheit, weil sie einen vertikalen Henkel hat – wie bei unseren modernen Tassen“, berichtet Julia Maier.


Die älteste Tasse Mitteleuropas wurde in der Gemeinde Altdorf gefunden. Foto: Museum Altdorf.

Diese erste Modellregion beinhaltet die beiden Museen in Altdorf und Bruckberg. Da der Landkreis sehr groß sei, habe sie mit diesen begonnen. „Das hat vor allem mit Bruckberg zu tun. Denn als ich das Projekt begonnen habe, ist dort gerade das neue Museum Vinum Celticum zur Geschichte des Weinanbaus im Isartal und der Zeit der Kelten entstanden. Dabei handelt es sich um das erste Museum, welches nach den Vorgaben und Empfehlungen des Interpretation Frameworks gestaltet wurde. Daher hat es sich angeboten, dass man da gleich anschließt und das mit dem Museum Altdorf verbindet“, wie Julia Maier sagt. Wichtig sei auch, einen passenden attraktiven Wander- und Radweg zu finden, auf dem es Sehenswürdigkeiten gebe.

Eröffnung des Weges im kommenden Frühjahr

Für die Infotafeln der Time Trails zu den Bodendenkmälern hat Julia Maier viele Informationen ihres Kollegen, Kreisarchäologe Dr. Thomas Richter, erhalten. „Er hat mir die Bodendenkmäler dieser Region vorgestellt. Ich konnte aussuchen, welche davon gut ins allgemeine Konzept passen.“ Zudem arbeitete sie eng mit den ehrenamtlichen Heimatvereinen und den Museumsverantwortlichen aus Bruckberg und Altdorf zusammen. Wenn im Januar die Infotafeln für den Radweg der Modellregion fertig sind, werden sie von den Bauhöfen der Gemeinden aufgestellt und der Weg kann im Frühjahr nächsten Jahres offiziell eröffnet werden.

Liegt in der Modellregion: Das Bruckberger Museum Vinum Celticum mit dem Keltenhaus. Foto: Helga Baier

Doch allein beim Aufstellen der Infotafeln an den Time Trails soll es nicht bleiben. „Es gibt die Möglichkeit, bei den Tafeln QR-Codes mit Links zu digitalen Medien anzufügen. Dort werden noch mehr Geschichten in einem lebendigeren Format erzählt.“

Und genau dazu sei das nächste Projekt namens ‚Die Zeitmaschine. Heimat sichtbar und erlebbar machen.‘ bereits beim Freistaat Bayern beantragt, der mit der Förderrichtlinie ‚Heimat-Digital-Regional‘ Heimatprojekte im Bereich Digitalisierung unterstützt. Gerade die Bodendenkmäler könne man damit besser sichtbar machen. „Zum Beispiel gibt es am Bruckberger Museumsrundweg die keltischen Hügelgräber und den keltischen Herrenhof, von dem man allerdings nichts mehr sieht – man steht vor einer Anhöhe und kann sich nicht wirklich vorstellen, was unter der Erde versteckt ist. Wenn wir aber diese digitalen Maßnahmen haben, kann man durch die Handykamera Rekonstruktionen vom keltischen Herrenhof auf den bestehenden Acker projizieren und so wieder sichtbar machen. Wie ein Zeitfenster in die Vergangenheit durch die Handykamera, wobei die Zeit der Kelten wieder lebendig wird“, sagt Julia Maier. Das beantragte Vorhaben begrenze sich dabei nicht nur auf die Modellregion, sondern soll auch an den Tafeln am Höhenwanderweg und an weiteren Orten in Stadt und Landkreis Landshut angewendet werden.

Infotafeln mit leichter Sprache

Und noch eine Besonderheit hat Julia Maier zu berichten: „Der Bruckberger Museumsrundweg mit seinen fünf Infotafeln wird der erste Wanderweg im Landkreis Landshut sein mit Texten in sogenannter leichter Sprache, also für Menschen mit kognitiver Beeinträchtigung. Leichte Sprache unterstützt zudem das Textverständnis von Personen, die gerade Deutsch lernen oder von Leseanfängern.“ Die Texte werden mit QR-Code auf den Tafeln verlinkt und zusätzlich liegen dazu ausgedruckte Texte im Bruckberger Rathaus und im Museum bereit. „Dabei handelt es sich um eine inklusive Maßnahme, damit Kultur und Geschichte für alle Menschen verfügbar sind“, sagt Julia Maier abschließend.

Mehr Informationen zu den Time Trails im Landkreis Landshut gibt es hier:

https://www.timetrails-landshut.de/

Die Time Trails-Tafel am Bruckberger Museumsrundweg informiert über den keltischen Herrenhof. Foto: Helga Baier
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