Im Notfall: Feuerwehr rufen und 112 wählen! Das weiß jedes Kind. So einfach war das nicht immer. Früher waren die Landkreisbürger im Brandfall auf sich selbst gestellt – oder auf die Solidarität ihrer Nachbarn angewiesen. Mehr als lose und unprofessionelle Rettungsgesellschaften gab es damals nicht. Vor 150 Jahren dann änderte sich das mit einem Schlag. Überall in Bayern schlossen sich Freiwillige zu Feuerwehren zusammen – der Grund, warum es 2024, 2025 und 2026 zahlreiche Gründungsfeste geben wird. Entscheidend war ein Umstand für die Gründungswelle rund um das Jahr 1874.
Ein Jubiläum folgt dem nächsten – das ist der Grund
„Heuer sind es allein elf Gründungsfeste, nächstes Jahr 13 und auch im Jahr darauf sind es noch einmal so viele“, sagt Karl Hahn, Vorsitzender des Kreisfeuerwehrverbands des Landkreises Landshut. Tatsächlich ist der Verbands-Terminkalender heuer und in den nächsten Jahren voll mit Jubiläen. Egal ob in Salksdorf, Hohenthann, Altfraunhofen oder Ergolding – überall im Landkreis sind die Feuerwehren in Jubelstimmung. Und vor jedem Kalendereintrag steht eine Zahl: 150.
Das hat mit schockierenden Brandkatstrophen zu tun, die die Menschen damals im ganzen Land bewegten. Der Stadtbrand von Hamburg im Jahr 1842 zum Beispiel, der große Teile der Altstadt vernichtete und Geschichte schrieb. Dazu gehören aber auch Unglücke, die sich immer wieder auch unmittelbar vor der eigenen „Haustüre“ ereigneten. Wie zum Beispiel in Hohenthann: Dort kam es in einer Septembernacht im Jahr 1868 zu einem verheerenden Brand. Dabei wurde der „Eichstätterhof“ durch Brandstiftung vernichtet.
Die Chronik der Freiwilligen Feuerwehr Hohenthann berichtet, dass „die Bewohner nur mit Mühe, mit den Kleidern in der Hand, das nackte Leben retten können, während der gesamte Viehbestand und sogar der Hofhund an der Kette verbrennt.“
Keine Sicherheit ohne Übung
Eine solche Katastrohe und andere Brände, die sich in dieser Zeit häuften, entwickelten eine enorme gesellschaftliche Wucht – und veranlassten die damalige Regierung in Bayern zum Handeln. Die erkannte, dass lose organisierte Rettungsgesellschaften – ohne regelmäßige Übungen für den Ernstfall und eine professionelle Ausrüstung – nicht ausreichten.
Die bayerische Landesregierung begann daher, aktiv die Gründung und Entwicklung gut organisierter Feuerwehren zu fördern. Ein wichtiger Baustein dafür war die Gründung des Bayerischen Landesfeuerwehrverbandes im Jahr 1868. Er ermöglichte eine bessere Koordination und Unterstützung der Feuerwehren.
Vor allem aber war es die Einrichtung der Landesunterstützungskasse im Jahr 1872, die einen regelrechten Gründungsboom in den Folgejahren auslöste. Sie bot den Feuerwehrvereinen wichtige finanzielle Unterstützung und vor allem einen Versicherungsschutz für die Feuerwehrvereine und die Feuerwehrleute. Deren Job war gefährlich, und die Landesunterstützungskasse bot eine Absicherung im Unglücksfall.
Dies war ein wesentlicher Anreiz für die Gründung und den Betrieb von Feuerwehren – auch im Landkreis Landshut. Viele Ortschaften gründeten Vereine, auch Hohenthann folgte dem Beispiel. Die erste Löschmaschine der jungen Wehr war übrigens eine Druckpumpe ohne Saugvorrichtung auf zwei Rädern. Das Löschwasser muss mit vielen Leder-, später Blecheimern von fleißigen Helfern zugetragen und in die Spritze eingefüllt werden. Bereits 1890 wurde von der Feuerlöschmaschinenfabrik Justus Christian Braun aus Nürnberg die damals modernste Feuerlöschmaschine, eine Saugdruckpumpe, angeschafft. Mittlerweile ist die Hohenthanner Feuerwehr, ebenso wie alle anderen Feuerwehren im Landkreis, mit hochmoderner Löschtechnik unterwegs und hilft längst nicht mehr nur in Brandfällen, sondern auch vielen anderen Notlagen.
Die vielen Feuerwehrfeste in den nächsten Jahren sind also mehr als nur ein Jubiläum. Gefeiert wird vor allem auch der Geist des Zusammenhalts, der Hilfsbereitschaft und des ehrenamtlichen Engagements zum Wohl der Gesellschaft – und natürlich die Gewissheit, dass im Notfall immer jemand da ist, der hilft.
