Bio made in Landshut: ein Gütesiegel

Das ist die Vision: 30 Prozent der bayerischen Landwirtschaft produzieren im Jahr 2030 auf Basis des Öko-Landbaus. Modellregionen sollen dafür die Produktion, Vermarktung und das Bewusstsein für regionale Bio-Lebensmittel voranbringen. Einer dieser Impulsgeber ist unsere Region, bestehend aus Stadt und Landkreis Landshut. Wie das in der Praxis aussieht, das erklärt Öko-Modellregionsmanagerin Veronika Stanglmayr beim Besuch eines Beispielbetriebs: der Käserei Johannesbrunn. Seit Mai 2022 produzieren hier Vroni und Christoph Fleischmann in ihrer Käserei handgemachten Käse in bester Bio-Qualität. Die Heu-Milch dazu kommt – selbstverständlich – aus der Region Landshut.

Öko-Modellregion Landshut – was das bedeutet, zeigt das Beispiel der Käserei Johannesbrunn

„Von dem 30-Prozent-Ziel sind wir in Bayern und auch in der Region Landshut noch weit entfernt. Derzeit beträgt der Anteil der landwirtschaftlichen Flächen, die in der Region Landshut ökologisch bewirtschaftet werden, gerade einmal 7,8 Prozent“, sagt Veronika Stanglmayr. Erst vor einigen Monaten hat sie die Aufgabe als Öko-Modellregionsmanagerin übernommen und ihr Büro im Landratsamt Landshut bezogen. Ihre Job-Beschreibung: den Bio-Anteil an der hiesigen Landwirtschaft fördern, ausbauen – und den Erzeugern beim Umstieg von der konventionellen auf die ökologische Landwirtschaft zur Seite zu stehen. Was das bedeutet, weiß die studierte Agrarmanagerin nur zu gut. Sie hat den elterlichen Betrieb im nördlichen Landkreis Landshut im Nebenerwerb übernommen und 2016 umgestellt.

Bio-Käse aus bester Vilsbiburger Heumilch

Einer der derzeit insgesamt 315 Betriebe (davon 205 landwirtschaftliche Betriebe und 110 weitere Betriebe entlang der Wertschöpfungskette, darunter Festwirte, Lebensmittelhandwerkt und -einzelhandel) entlang der Bio-Lebensmittelwertschöpfungsketten ist die Käserei von Veronika und Christoph Fleischmann in Johannesbrunn unweit von Vilsbiburg. Seit Mai 2022 produzieren die beiden in der eigenen Käserei Camembert, Weichkäse, Joghurt, Topfen und Frischkäsesorten – alles aus bester Vilsbiburger Bio-Heumilch von glücklichen Kühen und natürlich made im Landkreis Landshut. „Für mich ist diese Käserei ein absoluter Vorzeigebetrieb“, sagt Veronika Stanglmayr.

Mit der eigenen Käserei und ihrem Bio-Premium-Käse haben sich die „Kaser“ Vroni und Christoph Fleischmann einen Traum erfüllt. Jahrelang waren sie in der Welt unterwegs und sammelten Erfahrungen in der Gastronomie und in der Käseherstellung. In Kanada, in Neuseeland und sogar viele Jahre als Sennen auf einer Schweizer Alm. Mit viel Wissen im Gepäck landeten sie schließlich wieder auf dem Hof von Christophs Familie in Johannesbrunn – und leben seither mit ihrem kleinen Familienbetrieb ihren Traum.

„Käse können wir“

„Käse – das können wir!“, sagt Vroni und wuchtet den 15 Kilo schweren Deckel von einer der gelochten runden Pressformen in der großen Edelstahlwanne. Sie kippt die Form und heraus rutschen zwei weiße und noch weiche runde Laibe. „Die sind jetzt zwei Stunden alt. Ab jetzt müssen sie viermal am Tag gedreht werden“, erklärt die 38-Jährige.

Bis aus der Vilsbiburger Kuhmilch ein Käselaib wird, der gereift und fertig für den Verkauf ist und der unverwechselbar aromatisch schmeckt, braucht es viel Wissen, Erfahrung und vor allen Dingen: viel Zeit. Zwei bis sechs Monate dauert es, bis Bio-Käse aus Johannesbrunn bei den Kunden auf dem Teller landet. Zeit, die sich Vroni und Christoph gerne für ihr Produkt nehmen. Denn Sie wollen, dass die Kunden all die Mühe und Liebe auch wirklich „schmecken“, die sie in ihr regionales Produkt stecken – und es wertschätzen.

Öko-Modellregionsmanagerin Veronika Stanglmayr lässt sich in der Käserei Johannesbrunn einen fertig gereiften Käse zeigen. Fotos: LRA LA

Mehr Nachhaltigkeit aber vor allem auch die Wertschätzung für das fördern, was wir essen, auch darum geht es in den Öko-Modellregion und bei der Arbeit von Veronika Stanglmayr. Denn die Umstellung von einem herkömmlichen zum Öko-Betrieb oder gar eine Neugründung ist eine Herausforderung. Während der mindestens zweijährigen Umstellungsdauer zum Öko-Betrieb werden landwirtschaftliche Betriebe zwar mit einer Umstellungsprämie bezuschusst. Aufgrund des strikten Verzichts auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, Kunstdünger und andere Hilfsmittel sind aber naturgemäß auch die Erträge niedriger.

„Noch dazu kommen bei manchen Landwirten die Vorgaben der Öko-Anbauverbände, dass mindestens 20 Prozent der bewirtschafteten Ackerflächen durch Leguminosen, beispielsweise Klee oder Soja, abgedeckt werden müssen, die hauptsächlich als Futtermittel genutzt oder vermarktet werden können“, erklärt Veronika Stanglmayr. Auch die Tierwohlstandards gehen weit über jene der konventionellen Tierhaltung hinaus. So ist für ein Bio-Tier wesentlich mehr Platz im Stall vorgesehen und auch Auslauf und gegebenenfalls Weidehaltung sind Pflicht.

Herausforderungen, mit denen auch die Biokäserei Johannesbrunn zu kämpfen hat: Denn für Biokäse brauchen sie Bioheumilch. Und das von einer Landwirtschaft in nächster Nähe. Und natürlich geht es auch darum, Abnehmer für den qualitativ hochwertigen Käse aus Biokuhmilch zu finden – ebenfalls in der Region. Das Problem: Weil ein kleiner Biobetrieb die Mengen nicht beliebig und schnell steigern kann, fallen große Abnehmer wie die Kantinen hiesiger großer Produktionsfirmen, die eine garantierter Abnehmer sind, schon mal weg.

Wie wäre es mit einem Käse-Abo?

Die Bio-Käserei muss sich deshalb ein eigenes Vertriebsnetz und einen Kundenstamm mühsam aufbauen – und kreativ sein. „Wir verkaufen auf Märkten in der Region, aber auch in Hofläden“, erklärt Vroni Fleischmann. Und natürlich können Kunden den Premium-Bio-Käse aus feinster Vilsbiburger Heumilch auch über den Online-Shop der Käserei Johannesbrunn beziehen und dort ein Käse-Abo abschließen. Während Vroni sich um die Käseherstellung kümmert, ist ihr Mann mittlerweile fast ausschließlich mit dem Käse-Absatz beschäftigt.

Für kleine Bio-Betriebe bedeutet das alles jede Menge Arbeit, ist aber überlebenswichtig. Und deshalb gehört zum Job von Öko-Modellregionsmanagerin Veronika Stanglmayr auch noch ein anderer wichtiger Aspekt: Das Interesse und die Wertschätzung der Menschen in Landkreis und Stadt Landshut für echte Bio-Produkte aus der Region zu wecken. Stanglmayr: „Mit der Öko-Modellregion Landshut wollen wir den Markt für ökologisch erzeugte Lebensmittel bereiten und so Anreize für die Betriebe schaffen, auf Bio umzustellen – und das auch vermarkten zu können.“

Veronika und Christoph Fleischmann haben in Johannesbrunn den Lebenstraum vom eigenen Bio-Betrieb verwirklicht.
Öko-Modellregionsmanagerin Veronika Stanglmayr (li.) und Veronika Fleischmann in der Käserei Johannesbrunn.
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