Ein (Bier-)Traum wird Wirklichkeit

In einer Zeit, in der immer mehr kleine Brauereien aufgeben, geht eine Stadt im Landkreis Landshut einen anderen Weg. In Vilsbiburg nimmt ein außergewöhnliches Projekt immer mehr Fahrt auf: die Gründung einer Genossenschaftsbrauerei. Rund 500 Bierbegeisterte haben es sich zur Aufgabe gemacht, gemeinsam in einer Genossenschaft die lokale Braukultur neu zu beleben – mitten in Vilsbiburg. Das Besondere daran: An der Genossenschaft wollen sich nicht nur Vilsbiburger beteiligen.

Vilsbiburg belebt die lokale Brautradition neu

„Angerbräu“, mit diesem Namen wurde die Genossenschaft gegründet, sagt Gerhard Gilch. Der Geschäftsführer gehört neben der Unternehmerin Regina Westenthanner und Braumeister Stefan Blieninger zur dreiköpfigen Vorstandschaft der Genossenschaft. Gemeinsam mit den rund 500 anderen Gründungsmitgliedern haben sie ein Ziel: „Vilsbiburg soll wieder eine Brauerei bekommen.  Am besten als Schaubrauerei mit Brauereigasthaus an der Vils.“

So steht es auch auf der Website des Projekts (www.brauerei-Vilsbiburg.de) zu lesen. Konkret sieht das Projekt eine Brauerei mit Brauerwirtshaus und Biergarten an den Ufern der Vils vor – auf einem der schönsten Grundstücke der Stadt. Dort, wo schon jeher Bier gebraut wurde und wo jetzt Autos auf einem gekiesten Parkplatz abgestellt werden.

Die Gründung – ein voller Erfolg

Ein wichtiger Schritt in Richtung neuer Brauerei ist bereits geschafft: Am Freitag, 8. März, fand die Gründungsversammlung der Genossenschaft in der Stadthalle Vilsbiburg statt. Und es kamen nicht nur einige Dutzend Menschen. Es waren Hunderte. So viele, dass Initiatoren zusätzliche Tischreihen aufbauen mussten. Über 600 Menschen nahmen an der Gründungsversammlung teil. 487 zeichnungswillige Gründungsmitglieder hatte die Brauerei-Genossenschaft am Ende der Veranstaltung.

Hier, im Herzen von Vilsbiburg, unweit des Stadtplatzes, soll die neue Brauerei entstehen.

„Das muss uns erstmal jemand nachmachen“, sagen Regina Westenthanner und ihre Mitstreiter nicht ohne Stolz. Durchaus erstaunlich: Nicht nur Bürgerinnen und Bürger aus Vilsbiburg wollen Teil der neuen Genossenschaft „Angerbräu“ sein. Die potenziellen Gründungsmitglieder kommen zum Teil aus dem Rheinland, Österreich und sogar der Schweiz. „Diese Interessenten haben natürlich auch irgendeinen Bezug zu Vilsbiburg. Geschäftliche Beziehungen zum Beispiel. Oder weil sie hier einmal gelebt haben oder gebürtige Vilsbiburger sind“, erzählt das Vorstandstrio.

Sehnsucht nach Tradition, Geselligkeit und Identität

Mit der neuen Brauerei soll eine jahrhundertelange Vilsbiburger Brautradition wiederbelebt werden. „16 Brauereien hat es hier einmal gegeben“, erzählt Braumeister Stefan Blieninger. Eine Tradition, die mit der Schließung der letzten ortsansässigen aktiven Brauerei im Jahr 2001 endete. Was geblieben ist, das ist die Sehnsucht nach einem Ort des geselligen Beisammenseins und Genusses. Nach einem bayerischen Wirtshaus mit Biergarten. Dort, wo Vilsbiburg am schönsten ist: mitten in der Stadt an den Ufern der Vils.

Die Idee kam aus dem Stadtrat

Die Idee, lokale Brautradition wiederzubeleben, entstand im Rathaus. Im Juli  2021 beauftragte der Stadtrat von Vilsbiburg die Verwaltung, die Gründung einer Genossenschaftsbrauerei unterstützend zu begleiten. Aus 14 engagierten Bürgerinnen und Bürger entstand eine Arbeitsgruppe, die zwei Jahre regelmäßig zusammenkam, um diese Idee voranzutreiben –  im Jahr 2023 startete die Öffentlichkeitsarbeit über eine Brauereizeitung mit einer Auflage von 10.000 Stück. „700 Jahre nach der Stadtgründung Vilsbiburgs war das der perfekte Zeitpunkt“, sagt das Trio.

Verteilt wurde die Brauerei-Zeitung unter anderem auf dem Vilsbiburger Volksfest. Und die Resonanz war gewaltig. So gewaltig, dass die Idee einer Brauereigenossenschaft schnell immer konkreter wurde und jetzt in der Gründungsversammlung einen vorläufigen Höhepunkt fand. Laut der unterzeichneten Absichtserklärungen kann die Angerbräu-Genossenschaft mit einem Gründungskapital von mindestens 1,8 Millionen Euro rechnen.

Jetzt soll es schnell gehen

Die Gründungsversammlung in der Stadthalle Vilsbiburg war der erste wichtige Schritt. Der nächste, der die Genossenschaft finanziell auf solide Beine stellt, soll jetzt möglichst bald folgen: Diejenigen, die eine Absichtserklärung abgegeben haben, können schon bald ihre Beitrittserklärung zur Genossenschaft unterzeichnen und werden mit ihrer gezeichneten Einlage ganz offiziell Gründungsmitglieder und Teilhaber der Genossenschaft. Gründungsmitglied kann man nur werden, solange eine Genossenschaft noch nicht offiziell anerkannt wird. Eine einfache Mitgliedschaft kann natürlich auch über diesen Zeitpunkt hinaus noch beantragt werden.

Das soll allerdings schon möglichst bald der Fall sein. Schließlich soll der Anger im Zuge der Innenstadtgestaltung ein echter Anziehungspunkt werden. Und was wäre dazu besser geeignet als eine Brauerei mit Biergarten und Wirtshaus?

Wer also noch Gründungsmitglied der Genossenschaft werden will, muss schnell sein. Und vielleicht ist das ja ein Anreiz für noch Unentschlossene: „Für unsere Gründungsmitglieder überlegen wir uns noch eine besondere Überraschung“, versprechen Gerard Gilch, Stefan Blieninger und Regina Westenthanner. Was das sein wird, das wollen die drei noch nicht verraten. Was jetzt schon fest steht, ist: Künftig soll auf dem ABV-Gelände Bier „mit handwerklichem Geschick, guten Rohstoffen und viel Leidenschaft“ gebraut werden, wie Blieninger erklärt. Zunächst werden es wohl zwei bis drei Sorten – Helles, Dunkles, vielleicht Märzen – sein. Und klar ist auch: Die erste Maß aus dem Angerbräu wird ein weiterer Meilenstein in der Stadtgeschichte sein.

Volles Haus bei der Gründungsversammlung in der Stadthalle Vilsbiburg. Foto: Brauereigenossenschaft
Das Vorstands-Trio (von links): Stefan Blieninger, regina Westenthanner und Gerhard Gilch. Foto: Brauereigenossenschaft
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