Mit Salz und Hightech gegen Eis und Schnee

Pünktlich zum Dezember-Anfang ließ der Winter im Landkreis Landshut die Muskeln spielen: mit gewaltigen Schnee-Mengen und frostigen Temperaturen. Dass es laut Polizei am ersten Dezember-Wochenende auf den Straßen trotzdem ruhig blieb und kaum zu schweren Unfällen kam, ist vor allem den Winterdiensten zu verdanken. Im Landkreis kümmern sich die darum die Männer und Frauen der Kreisbauhöfe in Vilsbiburg und Rottenburg. Sie sorgen dafür, dass die insgesamt 481 Kilometer Kreisstraßen des Landkreises auch im strengsten Winter sicher sind.

Blick hinter die Kulissen des Landkreis-Winterdienstes

„Wir waren an diesem Wochenende rund um die Uhr richtig stark gefordert“, sagt Johann Bichlmayer im Rückblick auf die erste große Bewährungsprobe des Winters. Er ist der Straßenmeister des Kreisbauhofs Rottenburg. In seiner Verantwortung liegt es, die Kreisstraßen in den kalten Monaten frei von Schnee und Eis zu halten. Eine Aufgabe, die er sich mit Manfred Brückl vom Kreisbauhof in Vilsbiburg teilt.

Während die Rottenburger für den Norden des Landkreises und 254 Kilometer Kreisstraßen verantwortlich sind, kümmern sich die Vilsbiburger Kollegen um den Landkreis-Süden mit seinen insgesamt 227 Kilometern Kreisstraßen. „Die Zuständigkeits-Grenze verläuft entlang der B15 und der B11 in Richtung Wörth“, erklärt Brückl. Sollte es notwendig sein, dann helfen sich die beiden Bauhöfe natürlich gegenseitig aus. Neben dem Winterdienst des Landkreises sind auch noch Räum- und Streufahrzeuge des Staatlichen Bauamtes (auf Bundes- und Staatsstraßen), der Städte und Kommune und der Autobahndirektion Südbayern auf der A92 im Einsatz.

16 Räumfahrzeuge für 481 Kilometer Kreisstraßen

Insgesamt 16 Räumfahrzeuge stehen für die Kreisstraßen im Landkreis Landshut bereit. Die Kreisbauhöfe betreiben dabei jeweils vier Lkw selbst. Dazu kommen jeweils weitere vier Fahrzeuge von Unternehmen, die im Auftrag des Landkreises für den Winterdienst umgerüstet werden und ebenfalls auf den Kreisstraßen unterwegs sind.

Bei den Räumfahrzeugen handelt es sich um Lastwagen, die mit einer speziellen Winterausrüstung versehen werden. Bei schneebedeckten Straßen wird eines der rund eine Tonne schweren Räumschilde vorne an das Fahrzeug montiert, die in den Werkshallen der Bauhöfe auf ihren Einsatz warten. „Das geht innerhalb von zehn Minuten“, erklärt Manfred Brückl. Auf die Ladeflächen der Lkw kommen neben einem Behälter mit Streusalz jeweils zwei Sole-Tanks mit jeweils 1.100 Liter und ein sogenannter „Mischteller“ ans Heck eines jeden Fahrzeugs. Von dort wird ein Sole-Salz-Gemisch auf die Straßen verteilt, das Eis abtaut bzw. seine Entstehung verhindert.

Sole – ein Gemisch aus 20 Prozent Salz und 80 Prozent Wasser – wird im Bauhof hergestellt und ist notwendig, um das Salz anzufeuchten. „Sie wird beim Streuen im Mischteller am Heck des Fahrzeugs mit dem Streusalz vermischt. Wir stellen so sicher, dass das Salz auf der Straße nicht sofort verweht wird und auf der Fahrbahn wirken kann“, erklärt Brückl. Gesteuert werden Räumschild und Streueinheit über Hightech-Konsolen und Joysticks im Führerhaus. Der Platz hinter dem Steuer sieht deshalb ein bisschen wie ein Flugzeugcockpit aus. Von hier aus kann der Fahrer bei besonders glatten Straßen auch die „Schleuderketten“ aktivieren, die an den Achsen der Fahrzeuge montiert sind. Diese Ketten legen sich dann unter die Lauffläche der Reifen, damit diese auch an Steigungen Grip haben. Bei extremen Verhältnissen ziehen die Fahrer vorab Schneeketten auf.

Tausende Tonnen Salz

Das Streugut lagern die beiden Kreisbauhöfe in ihren Salzhallen. Nachdem vor Jahren in einem strengen Winter das Salz knapp wurde, hat der Landkreis eine zusätzliche Halle in Rottenburg gebaut. Neben der Halle für 800 Tonnen Salz in Vilsbiburg betreibt der Landkreis jetzt zwei weitere Lagergebäude im Landkreis-Norden für 900 und 1.700 Tonnen Salz. Wird das Streugut in Vilsbiburg knapp, wird aus Rottenburg nachgeliefert. Weil sich die Salzhalle in Vilsbiburg nach drei Wochen Winter auf den Straßen bereits merklich geleert hat, steht schon die nächste Lieferung aus Rottenburg an.

Mit Spähern und Wetterkarten

Damit die Autofahrer vom Winter auf den Straßen nicht eiskalt überrascht werden, haben die beiden Straßenmeister immer die aktuellen Wetterberichte und -vorhersagen im Blick. Ist zum Beispiel Eisregen angesagt, rücken die Räumfahrzeuge zeitig aus, damit sich die Straßen nicht in gefährliche Rutschbahnen verwandeln.

Nach drei Wochen Winter auf den Straßen hat sich die Salzhalle in Vilsbiburg merklich geleert. Nachschub kommt aus Rottenburg.

Zusätzlich sind sogenannten „Späher“ im Einsatz, die die Kreisstraßen abfahren und die aktuelle Situation an die Kreisbauhöfe melden – und bei Bedarf die Räumfahrzeuge losschicken. Nötig ist das auch bei Temperaturen über dem Gefrierpunkt. „Wir hatten vor Kurzem die Situation, dass sich bei fünf Grad Außentemperatur Eis auf den Brücken gebildet hat. Das kann kein Wetterbericht vorhersagen“, so Brückl.

Winterdienst beginnt um 2.30 Uhr

Der Winterdienst auf den Kreisstraßen läuft im Regelfall in drei Schichten. Bei Bedarf gibt es zusätzliche Fahrten. Damit der morgendliche Berufsverkehr auch im Winter möglichst störungsfrei rollen kann, beginnen die Räumeinsätze unter der Woche bereits um 2.30 Uhr. An den Wochenenden wird ab 3.45 Uhr geräumt. „Bei besonders schneereichen Wochenenden oder besonderen Situation wie einsetzendem Eisregen sind wir aber auch an den Wochenenden schon um 2.30 Uhr unterwegs – und rund um die Uhr im Einsatz“, erklärt Brückl.

Viel PS und gute Nerven

Solch lange Einsatztage sind für die Fahrer äußerst belastend. Denn der Job bei oft schlechten Sichtverhältnissen und extremen Wetterbedingungen verlangt höchste Konzentration am Steuer. Zu den widrigen Wetterbedingungen kommen oft auch ungeduldige Verkehrsteilnehmer. Die behindern die Räumfahrzeuge, fahren zu nahe auf, überholen riskant und hupen. Ein guter Winterdienst-Fahrer brauche laut Brückl neben einem PS-starken Räumfahrzeug deshalb vor allem eines: „Richtig gute Nerven!“

Zum Fuhrpark des Landkreis-Winterdienstes gehören auch moderne Unimogs. Bei diesem Fahrzeug ist das Räumschild nicht montiert. Foto: Landkreis Landshut.
Innerhalb von zehn Minuten ist das Räumschild bei Bedarf am Fahrzeug montiert. Es wiegt rund 1.000 Kilogramm.
Das Cockpit des Räumfahrzeuges. Von hier aus werden Räumschild und Salzstreuanlage gesteuert.
Mit dem Streuteller am Heck des Fahrzeugs kann ein Sole-Salz-Gemisch bis auf einer Breite vo bis zu acht Metern auf der Straße verteilt werden.
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