Bayerns Architekt und seine Erben

Maximilian von Montgelas hat außer seinem Namen vieles gemeinsam mit seinem berühmten Vorfahren. Der 76-Jährige ist studierter Jurist und er ist ein politisch engagierter und interessierter Mensch. Als Bürgermeister leitete „Max“, wie ihn seine Freunde nennen, jahrelang die Geschicke der Gemeinde Gerzen im Landkreis Landshut und war bei seinen Bürgern beliebt. „Graf Max“, wie er auch in seiner Gemeinde genannt wird, ist der Nachfahre des Mannes, der das moderne Bayern geschaffen hat und nach dem das Gymnasium in Vilsbiburg benannt ist. Der ehemalige Gerzener Bürgermeister ist der Ur-Ur-Urenkel von Maximilian Carl Joseph Franz de Paula Hieronymus Freiherr von Montgelas – dem Reformer Bayerns.

Maximilian von Montgelas formte den modernen Freistaat – seine Ahnen leben noch immer im Landkreis Landshut

„Er hat Bayern zu dem gemacht, was es jetzt noch ist“, sagt Graf Max von Montgelas. Und natürlich schwingt in diesen Worten Bewunderung mit für den berühmten Vorfahren, der für Bayern Großes geleistet und in der Gruft der Kapelle von Schloss Aham am 14. Juni 1838 seine letzte Ruhestätte gefunden hat. Anfang des 19. Jahrhunderts hatte Montgelas als mächtiger Minister unter König Max I. Joseph aus 300 Gebietskörperschaften und mit der Säkularisation (Enteignung der Kirchen) Bayern zu einem Flächenstaat geformt. Die Grenzen dieses Staates haben heute noch bestand. Der umtriebige Politiker reformierte außerdem das gesamte bayerische Rechts-, Verwaltungs-, Bildungs-, Militär-, Wirtschafts- und Finanzsystem und schuf die Basis für den modernen Freistaat Bayern.

„Ziel war eine zentralistisch ausgerichtete, hierarchisch aufgebaute, klar gegliederte staatliche Organisation der Ämter mit der Trennung von Recht, Verwaltung und Finanzen. Alle bisher noch eigenständigen Kräfte, wie die kirchlichen Gewalten oder die Landstände, wurden verstaatlicht“, schreibt das Haus der Bayerischen Geschichte. Montgelas war damit die treibende Kraft hinter der „Konstitution für das Königreich Bayern“ im Jahr 1808, die erste verfassungsrechtliche Grundlage Bayerns. Durch sie wurde erstmals eine ständeunabhängige Volksvertretung in einem deutschen Staat eingeführt. Dass das Gymnasium Vilsbiburg seinen Namen trägt, hat aber noch einen anderen Grund: Die Geschichte der Familie Montgelas ist eng mit der des Landkreises Landshut verknüpft.

Schlösser in Gerzen und Aham

Zwar ist Montgelas, der König Max I. von 1799 bis 1817 als Minister und Reformer diente, im Jahr 1759 in München zur Welt gekommen. Seinen Lebensmittelpunkt hatte er aber viele Jahre woanders: in der Region, wo heute der Landkreis Landshut und der Landkreis Mühldorf am Inn aneinandergrenzen. Montgelas erwarb hier die Schlösser in Gerzen, Aham (beide Landkreis Landshut) und Egglkofen (Landkreis Mühldorf), die nicht einmal 20 Kilometer voneinander entfernt liegen. „Seinen Lebensmittelpunkt hatte er auf Schloss Egglkofen. Dort lebte er mit seiner Familie“, erzählt sein Ur-Ur-Urenkel. In Aham befanden sich eine Landwirtschaft und eine Brauerei und in Gerzen die Forstverwaltung. „Hierher kam Montgelas auch gerne zur Jagd“, so sein Nachfahre.

Das Gemälde zeigt Graf Montgelas (in rotem Gewand) bei der Hochzeit Beauharnais. Foto: Privat

Die Liebe zu seiner Frau Ernestine, die er im Jahr 1803 heiratete, war der Grund für den Umzug nach Niederbayern. Der Vater von Ernestine war Graf Ignaz von Arco, der wiederum in Oberköllnbach lebte. Montgelas wollte in der Nähe seiner Familie leben. Nach dem frühen Tod seiner 41-jährigen Frau im Jahr 1820 zog er seine acht Kindern auf seinen Gütern groß. Er starb im Alter von 78 Jahren. Seine Nachkommen blieben hier in der Region.

So auch „Graf Max“ aus Gerzen, der das Andenken an seinen berühmten Vorfahren bewahrt und am Leben erhält. Aus der Politik hat er sich mittlerweile allerdings aus Altersgründen zurückgezogen. „Ich habe das sehr gerne gemacht. Das war eine sehr schöne Zeit als Bürgermeister“, erzählt er. Aktiv und umtriebig ist er – das liegt wohl in der Familie – aber immer noch. „In meiner Freizeit schreibe ich Bücher – Fantasyromane. Der zweite Band von ,Hermann. In Wirklichkeit Amen‘ wird derzeit lektoriert und erschein bald auf Books on Demand“, erzählt er.

Das Schloss in Gerzen konnte Graf Max allerdings nicht in Familienbesitz halten. Es wäre schlicht nicht zu finanzieren gewesen. 2009 veräußerte er es deshalb, mittlerweile befindet sich dort eine Seniorenresidenz und ein Gasthof. Die neuen Besitzer haben einen zweistelligen Millionenbetrag investiert. So konnte das Schloss erhalten und einem neuen Zweck zugeführt werden. Für Gerzen ist das, da ist sich der 76-Jährige sicher, ein Glücksfall.

Das hätte sicher auch „der Minister“ so gesehen, wie der ehemalige Bürgermeister von Gerzen seinen berühmten Vorfahren nennt. „Denn der wäre auch heute noch ein fortschrittlich denkender Mensch gewesen“, sagt Graf Max von Montgelas.

Portrait des Grafen von Montgelas. Bild: Privat

Der Graf als Reformer Bayerns

Maximilian Carl Joseph Franz de Paula Hieronymus Freiherr von Montgelas war von 1799 bis 1817 Minister unter dem Kurfürsten und späteren König von Bayern, Maximilian I.

Montgelas war ausgebildeter Jurist und Historiker. Der Schwerpunkt seiner Aktivitäten lag auf den Gebieten der Außen- und Innenpolitik, aber sein Betätigungsfeld umfasste bis auf das Militärwesen alle Bereiche der Politik. Beeinflusst von Aufklärung und Französischer Revolution und als erklärter bayerischer Patriot, konzipierte er zwischen 1777 und 1799 Pläne für eine weitreichende Modernisierung der Verwaltung und Politik Bayerns, die er als Minister größtenteils umsetzte.

Unter Montgelas’ Regierungsverantwortung in Bayern fallen die radikale Durchführung der Säkularisation, die Gleichstellung der christlichen Konfessionen, eine tiefgreifende Reform der öffentlichen Verwaltung, des öffentlichen Finanz- und Steuerwesens und der Rechtspflege, der zweimalige Bündniswechsel hin zu und weg von Napoleon Bonaparte und eine damit einhergehende beträchtliche Erweiterung des bayerischen Staatsgebiets, woraus der seither existierende Flächenstaat Bayern hervorging.

Blickfang im Herzen von Gerzen: Das Schloss, dass sich bis ins Jahr 2009 im Besitz der Familie Montgelas befand. Foto: Landratsamt Landshut
Das Schloss der Familie Montgelas in Aham. Hier fand der Begründer des modernen Bayern seine letzte Ruhestätte. Öffentlich zugänglich ist das Grab des einstigen „Superministers“ nicht. F: Landratsamt Landshut
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