Igel retten – aber richtig

Junger Igel

Im Herbst machen sich Igel auf die Suche nach einer kuscheligen Bleibe für den Winter. Vor allem Jungtiere wuseln dabei vereinzelt sogar tagsüber durch Gärten im Landkreis Landshut. Viele wollen dann den putzigen Tierchen helfen, gut über den Winter zu kommen. „Tatsächlich gilt es dabei aber einiges zu beachten“, sagt Heinrich Inkoferer, stellvertretender Vorsitzender der Bund Naturschutz (BN)Kreisgruppe Landshut. Hilfsbereitschaft kann nämlich genauso gefährlich für die Tiere werden wie der Straßenverkehr.

Warum die stacheligen Gesellen im Haus nichts verloren haben

Grundsätzlich gilt: Igel sehen zwar putzig aus – trotzdem sind es Wildtiere. „Einen gesunden und gut genährten Igel sollte man deshalb nicht im Haus überwintern“, sagt der Experte vom BN. Zum einen ist das nicht notwendig – und zum anderen laut dem Bundesnaturschutzgesetz nicht erlaubt. Gesunde Igel sollten auch nicht aufgenommen werden, wenn sie sich nicht gerade auf einer Straße befinden und Gefahr durch den Straßenverkehr droht. „Nur verletzte, hilflose oder kranke Tiere dürfen laut Gesetz aufgenommen werden, um sie gesund zu pflegen.“ Und auch dann gilt: Am besten einen Experten in solch einem tierischen Notfall – einen Tierarzt – zu Rate ziehen. Gut gemeinte, aber falsche Hilfe kann nämlich mehr schaden als nutzen.

Igel sind bis in den Dezember unterwegs

„Igel suchen erst ihr Winter-Quartier auf, wenn die Bodentemperaturen längere Zeit unter null Grad liegen. In der Regel ist das erst im November oder Dezember der Fall“, sagt Inkoferer. Um die kalte Jahreszeit zu überstehen, müssen sie sich noch die nötigen Fettreserven anfuttern. „Aus diesem Grund sind meist junge, kleine Igel, die von einem zweiten Wurf im Spätsommer stammen, auch noch in den Herbst­monaten tagsüber verstärkt auf Nahrungssuche. Vor allem bei einigermaßen mildem Wetter ist das zum Teil bis in den Dezember hinein der Fall.“

Zwei Igel-Gefahren: Autos und überbesorgte Tierfreunde

In dieser Zeit droht gesunden Tieren vor allem zwei Gefahren: durch den Straßenverkehr und  überbesorg­ten Tierfreunden. Gesunde Igel müssen nämlich nicht vor dem Erfrieren gerettet werden. Verhungern werden sie auch nicht. Sie ins warme Haus mitzunehmen und zu füttern, ist also völlig falsch. Wissenschaftliche Untersuchungen und die Erfahrung von Wildbiologen hätten laut BNAuskunft gezeigt, dass Igel als ausgesprochene Wildtiere die häusliche Überwinterung selten schadlos überstehen. Und falls doch, hätten die Tiere im nächsten Frühjahr Probleme, sich wieder in die Wildbestände einzugliedern. „Die Pflege von Igeln erfordert sehr viel Erfahrung. Das ist eine Angelegenheit für Experten“, so Inkoferer.

Wer Igeln einen guten Dienst vor dem Winter erweisen will, der sollte einfach etwas Fallobst als Futter und Laubhaufen in seinem Garten liegen lassen. „In solchen Laub- oder Reisighaufen bauen Igel mit Vorliebe ihre Igelburg aus Moos“, erklärt Inkoferer. Und wer meint, Igel beim Endspurt durch zusätzliche Fütterung unterstützen zu müssen, sollte auf das richtige Futter achten. Auf der Igel-Speisekarte stehen: spezielles Igelfutter aus dem Zoogeschäft, feuchtes Katzenfutter, Ba­nanen, Rührei (ohne Gewürze) oder hart gekoch­tem Ei und Wasser. Ein ausgewachsener Igel wiegt übrigens zwischen 800 und 1600 Gramm. Das Mindestgewicht für einen Winterschlaf beträgt 500 bis 600 Gramm. Auf keinen Fall sollten Igel Milch vorgesetzt werden. „ Das führt bei Igeln zu Durchfall und schwächt die Tiere“, so Inkoferer. Und das ist so ziemlich das Letzte, was ein Igel vor dem Winterschlaf gebrauchen kann.

Ein junger Igel futtert eine Pflaume. Wer den Wildtieren beim Überwintern helfen will, sollte Fallobst im Garten liegen lassen. Foto: Inkoferer/BN
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