Gratis-Training für Fahranfänger

Seit 2010 arbeiten Landkreis und Stadt Landshut in enger Kooperation mit der Verkehrswacht daran, junge Fahranfänger fit für die Straße zu machen. In dem kostenlosen Fahrsicherheitstraining, das bisher schon etwa 1.500 Führerscheinneulinge absolviert haben, werden wichtige Fahrkenntnisse vertieft und im praktischen Teil spezielle Gefahrensituationen bewältigt. Spätestens nach einer Fahrt mit der 1,3 Promille simulierenden „Rauschbrille“ ist klar: Diese Erfahrung macht man besser nicht im realen Straßenverkehr!

Landkreis, Stadt & Verkehrswacht machen Fahranfänger fit für den Straßenverkehr

Sonntagmorgen, 9 Uhr. Eine ungewöhnliche Zeit für eine Schulstunde. Doch für diesen Unterricht ist die 18-jährige Lara dann doch gerne aufgestanden: Könner durch Er-Fahrung heißt das Fahrsicherheitstraining, das der Landkreis Landshut, die Stadt Landshut und die Verkehrswacht Führerscheinneulingen gratis anbieten.

Rückwärts einparken, Wenden in drei Zügen, Abbremsen, Ausweichen, Bremsen mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten und Bodenbelägen sowie eine Kreisfahrt mit variierenden Bodenbelägen stehen heute unter anderem auf dem Tagesprogramm des mittlerweile etablierten Fahrsicherheitstrainings für junge Autofahrer. Zu dem Gratis-Sicherheitstraining gehört aber noch viel mehr: Mit dem Unterricht sollen die Führerscheinneulinge für Gefahrensituationen im Straßenverkehr sensibilisiert werden und lernen, wie sie in brenzligen Situationen schnell richtig reagieren.

Bremsen und Ausweichen bei Aquaplaning: Übung macht den Meister und gibt Sicherheit. Foto: ©peppUP.de

Die Schulung wurde anfangs als reines Pkw-Training durchgeführt, bis sie 2017 auch auf Motorräder und Roller erweitert wurde. „Die freien Plätze das speziellen Motorradtrainings sind in der Regel schnell belegt“, berichtet Sozialpädagogin Sylvia Diermeier-Heß der Kommunalen Jugendarbeit des Landkreises Landshut. Sie ist überzeugt, dass das Projekt ein wichtiger Baustein in der Verkehrserziehung junger Menschen ist und dazu einzigartig: „Könner durch Er-Fahrung kann durch die finanzielle Unterstützung der Stadt und des Landkreises für junge Fahranfänger bis 27 Jahre kostenfrei angeboten werden.“ Das wissen viele zu schätzen: Etwa 1.500 Teilnehmer haben laut Verkehrswacht Landshut schon am Training teilgenommen.

Unfallprävention: Driftübungen auf Glatteis

Lara hat ihre ersten Fahrten und Gefahrensituationen gemeistert und zeigt sich beeindruckt: „Mir war nicht klar, wie sehr sich unterschiedliche Straßenoberflächen aufs Autofahren auswirken und wie man richtig reagieren soll, vor allem auf nasser Fahrbahn und Glatteis. Das wurde im Training auf unterschiedlichen Bodenbelägen simuliert, der Beifahrer hat die Handbremse gezogen und wir mussten gegensteuern. Ich will nicht behaupten, dass ich darin jetzt perfekt bin, aber ich fühle mich auf jeden Fall sicherer als vorher und weiß das Auto besser zu steuern.“

Genau das ist es, was die Fahrlehrer der Verkehrswacht den Führerscheinneulingen zeigen wollen, erläutert Egmond Heidenfelder, Chef-Instruktor beim Fahrsicherheitstraining: „Bei uns haben die Teilnehmer die Möglichkeit, ihr Fahrzeug richtig kennenzulernen. Das Verständnis für seine Grenzen kann in kritischen Momenten Leben retten. Im Training können die jungen Leute gefahrlos üben zu bremsen, zu driften und Hindernissen auszuweichen. Diese Erfahrung stärkt das Selbstvertrauen und die Sicherheit im Straßenverkehr.“ Das Projekt dient aber auch der Prävention, darauf weist Sylvia Diermeier-Heß hin: „Könner durch Er-Fahrung ist ein sinnvoller und bedeutender Beitrag, um Verkehrsunfällen, die leider bei Fahranfängern überproportional hoch sind, entgegenzuwirken.“

Echte Polizeikontrolle mit 1,3 Promille

Ein Schwerpunkt des Trainings liegt auf der Sensibilisierung gegenüber dem Thema Alkohol am Steuer, so Sylvia Diermeier-Heß weiter: „In einem geschützten Rahmen erleben die Teilnehmer mittels Rauschsimulationsbrillen die Auswirkung von Alkohol auf die Fahrtauglichkeit. Die nachhaltige Wirkung des Trainings als persönlichkeitsstärkende Maßnahme ist im erzieherischen Kinder- und Jugendschutz sehr bedeutsam.“ Lara kann das nur bestätigen. Sie hat inzwischen im Fahrtraining eine Polizeikontrolle mit einem echten Polizisten überstanden und durfte danach ihr Auto in den Slalom fahren – mit einer Rauschbrille auf der Nase. Diese simuliert 1,3 Promille Alkohol im Blut. „Bei der Polizeikontrolle mit Rauschbrille habe ich nicht mal meinen Führerschein gefunden, obwohl er neben mir lag“, schüttelt Lara den Kopf. „Ich werde sicher nie betrunken Autofahren fahren. Es ist total unverständlich, dass sich Leute mit 1,3 Promille überhaupt hinters Steuer setzen können“, sagt sie.

Das Thema Alkohol, Drogen und Tabletten wurde im Theorieteil noch vertieft, bevor es wieder an den praktischen Teil ging. Geübt wurde das Bremsen auf ein bestimmtes Ziel hin: „Eine präzise Zielbremsung kann den Unterschied zwischen einer Kollision und einer sicheren Fahrt ausmachen“, motiviert Heidenfelder seine Fahrschüler.  Auch Hindernisse können unerwartet auftauchen, aber im Training werden die Teilnehmer mit den richtigen Techniken darauf vorbereitet, dann souverän zu reagieren.

Fazit: Training ist empfehlenswert!

Gegen 15 Uhr neigt sich das Training dem Ende zu. Lara ist mittlerweile sehr froh, dass ihr Vater Sie zum Fahrsicherheitstraining ermutigt hat: „Es war so viel Wissenswertes dabei und so viel Lehrreiches, dass ich das Training auch meinen Freunden weiterempfehlen werde. Es ist ja auch toll, dass es kostenlos angeboten wird. Ich hoffe, dass ich nie in die gestellten Gefahrensituationen komme. Aber wenn, dann habe ich jetzt wenigstens oft geübt, was ich zu tun habe, und kann die Techniken hoffentlich umsetzen.“ Darauf kommt es auch für den Chef-Instruktor der Verkehrswacht an: „Im Training geht es nicht um Perfektion, sondern darum, sich kontinuierlich zu verbessern. Jeder Schritt zu mehr Sicherheit zählt.“

Mehr Infos und Termine:

Verkehrswacht Landshut e.V.

Telefon: 0871-97109157 (Anrufbeantworter)

E-Mail: info@verkehrswacht-landshut.de

www.facebook.com/verkehrswacht.landshut

Slalomfahren mit Rauschbrille: Für Lara ist danach klar „Ich werde nie betrunken Autofahren“. Foto: ©peppUP.de
Polizeikontrolle ohne Folgen trotz 1,3 Promille – die Rauchbrille machts möglich. Foto: ©peppUP.de
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