Koenigs Paradies erwacht

Eines der bekanntesten Kunstwerke der Weltgeschichte entstand in Altdorf im Landkreis Landshut: „The Sphere“, die größte Bronzeskulptur der Neuzeit, wurde hier vom 2017 verstorbenen Bildhauer Fritz Koenig geschaffen. Zu seinem 100. Geburtstag soll seine ehemalige Künstlerresidenz am Ganslberg mit einer Jubiläumsschau aus ihrem derzeitigen Dornröschenschlaf erweckt werden. Diese Hommage an den bedeutendsten Künstler des Landkreises könnte zudem Vision für eine künftige Nutzung des Landsitzes sein.

Jubiläumsschau zum 100. Geburtstag des weltbekannten Künstlers Fritz Koenig in Altdorf

Fritz Koenig, am 20. Juni 1924 in Würzburg geboren und seit 1930 im Landkreis Landshut zu Hause, erwarb 1960 das Ganslberg-Areal in Altdorf bei Landshut und baute dort einen niederbayerischen Vierseithof auf. Experten und Kenner des Künstlers, der 2017 auf seinem Landsitz verstarb, beschreiben sein Gehöft als attraktives Gesamtkunstwerk: Hier lebte und wirkte Koenig, der zu den bedeutendsten deutschen Bildhauern des 20. Jahrhunderts zählt. Hier wurde über vier Jahre lang die weltberühmte „Große Kugelkaryatide NY“ auch „The Sphere“ genannt, in einer speziellen Werkhalle gebaut. Hier blühte über Jahrzehnte Koenigs kreative Schaffenskraft und Liebe zur Natur, sodass der Hof um eine Halle für seine Afrika-Kunst, eine Reithalle sowie Stallungen für sein Vollblutaraber-Gestüt ergänzt wurde.

Die „Afrikahalle“ auf dem Ganslberg. Foto: Toni Ott.

Gestüt, Kunstwerkstatt, Landsitz

Bis ins Detail konzipierte Fritz Koenig das Areal ganz nach niederbayerischer Tradition und integrierte die Gebäude bewusst in die niederbayerische Landschaft. Ein Skulpturengarten, Kunst und Sammlerstücke sowie Ausstellungs- und Schaffensräume prägen die Künstlerresidenz, die 1993 mit samt Inventar in die Fritz-und-Maria-Koenig-Stiftung überführt wurde. Darin enthalten: die mit rund 5.500 Originalen quantitativ und qualitativ umfangreichste Sammlung von Koenig-Werken. Der geschichtlich und künstlerisch bedeutsame Landsitz, den Experten als „attraktives Gesamtkunstwerk – aus Landschaft, Architektur, Kunst und Tieren“ betrachten, steht seit Koenigs Tod leer. Mit einer Sonderschau zu seinem 100. Geburtstag 2024 wird der Künstler Koenig jetzt gewürdigt und der Ganslberg aus seinem Dornröschenschlaf erweckt. 

Jubiläumsausstellung soll Signalwirkung haben

Erklärtes Ziel der Fritz-und-Maria-Koenig-Stiftung ist es, für die Zukunft einen Träger bzw. Investor zu finden, der das Ganslberg-Areal, dessen Gebäude 2021 teilweise unter Denkmalschutz gestellt wurden, erhält: „Wir wollen die Jubiläumsausstellung zum 100. Geburtstag zum Anlass zu nehmen, den Ganslberg zu präsentieren und ihn für diejenigen interessant und bekannt zu machen, die in Hinblick auf eine spätere, dauerhafte Nutzung in Frage kommen“, erläutert Rechtsanwalt Alexander Saponjic, stellvertretender Vorsitzender und Verwalter der Stiftung. „Wir erhoffen uns eine Signalwirkung für den Freistaat, andere Stiftungen oder andere mögliche Träger.“ Geplant sei eine temporäre Ausstellung rund um Koenigs Geburtstag im Juni 2024 bis in den Sommer hinein, die auch von der Stadt Landshut mit rund 250.000 Euro unterstützt wird: „Wir sind auf Fördergelder für die momentan nötige bauliche Instandsetzung und die künstlerische Installation angewiesen“, so Saponjic. Auch der Freistaat hat für die Sonderausstellung finanzielle Unterstützung zugesagt. Kurator der Jubiläumsausstellung ist der bekannte Filmemacher Percy Adlon, langjähriger Freund und Wegbegleiter Fritz Koenigs.

Zukunftsvision: Drei mögliche Nutzungsformen

Percy Adlon hat das Szenario „Erlebnis Ganslberg als eine von drei möglichen Varianten für die zukünftige Nutzung der ehemaligen Künstlerresidenz konzipiert. Diese wurden 2021 in einer von der Fritz-und-Maria-Koenig-Stiftung in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie untersucht. Adlon erschafft in seiner Vision, die als Grundlage für die Jubiläumsausstellung dient, einen pulsierenden Ort der Begegnung mit Fritz Koenig. Mediale Techniken sollen dabei für alle Altersgruppen ein Eintauchen in seine Lebenswelt und seine Schaffensräume ermöglichen. Ausstellungen, Vermittlungsprogramme, Veranstaltungen bis hin zu Zusatzangeboten im Bereich Shop, Gastronomie und der Belebung des Areals durch Pferde und weitere Tiere gehören zur großen Gesamt-Konzeption. Diese wäre mit geschätzten Investitionskosten von etwa 6,6 Millionen Euro realisierbar. Für die Stiftung ist diese Summe nicht tragbar. „Der zukünftige Träger soll durch die Sonderschau inspiriert, aber gedanklich nicht durch unsere Machbarkeitsstudie beschränkt werden“, so Saponjic, der hofft, dass das Ganslberg-Areal in den kommenden Jahren dauerhaft wiederbelebt werden kann.

Maria und Fritz Koenig vor dem wohl bekanntesten Werk des Künstlers: der großen Kugelkaryatide in New York. Foto: Archiv Fritz Koenig
Der Eingang zum Ganslberg in Altdorf. Foto: Toni Ott.
Fritz Koenig in späten Lebensjahren, portraitiert vom Landshuter Fotografen Peter Litvai. Foto: Peter Litvai

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