Das grüne Gold aus dem Landkreis Landshut

Mitten in Bayern liegt die Hallertau ­– das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt. Ein Teil davon gehört zum Landkreis Landshut: 67 aktive Hopfenpflanzer bewirtschaften eine Fläche von über 1.000 Hektar Hopfen. Deshalb kaum verwunderlich: Der Pionier des Bio-Hopfen-Anbaus stammt natürlich auch aus der „Holledau“ im Landkreis Landshut. Einen Einblick, wie die „bayerischste“ aller Pflanzen den Landkreis prägt und wie der Hopfen von der Dolde bis zum Bier verarbeitet wird, geben die zukünftige Hopfenbotschafterin Verena Sladek und Bräu Johannes Rauchenecker.

Hopfen aus der Hallertau ist in der ganzen Welt begehrt

„Wen der Hopfen einmal kratzt, den lässt er nicht mehr los.“ Dieser traditionelle Spruch aus der Hallertau trifft auf die 25-jährige Verena Sladek voll und ganz zu: Sie ist die Tochter eines Hopfenbauern in Niederhornbach (Markt Pfeffenhausen) und war schon im Kinderwagen mit dabei, wenn sich ihre Familie in die „Hopfengärten“ aufmachte. „Ich bin mit dem Hopfen aufgewachsen“, schmunzelt sie. Jetzt, als Erwachsene, kennt und beherrscht sie die mühevolle Handarbeit des Hopfenanbaus aus dem Effeff.

Schon früh im Jahr beginnt die Arbeit – und zwar bei jedem Wetter, wie Sladek betont. Zunächst müssen die Drähte per Hand am Stacheldraht befestigt werden, an denen die kletternde Hanfpflanze mit ihren kleinen Krallen später bis zu sieben Meter hochwächst. Die architektonisch kunstvoll aufgebauten Hopfengerüste, die weit in den Himmel ragen, prägen das leicht hügelige Hopfenanbaugebiet. Einen historischen Hopfengarten kann man auf dem Gelände des Naturlandhofes Osterwind, unweit des Radweges „Hallertauer Hopfentour“ gelegen, besichtigen. 

Mühevolle Handarbeit und Meditation am Hopfenfeld

Der nächste Schritt, „das Hopfenandrehen“, beginnt meist Ende April und dauert bis Mitte Mai. Dabei werden jeweils drei zarte Triebe am Aufleitdraht befestigt. Für Verena Sladek, die auch als Volksfestbedienung arbeitet, ist das die schönste Arbeit des Jahres: „Man hat einfach Ruhe im Hopfen, es ist nicht laut wie im Bierzelt, es ruft keiner an wie im Büro und man kann wunderbar abschalten. Für mich ist es wie Meditation – obwohl man arbeitet.“ Nach ihrer Ausbildung zur Hopfenbotschafterin will sie zusammen mit ihrer Mutter die Menschen dafür sensibilisieren, wie viel Arbeit eigentlich im Hopfen steckt, bis schließlich Bier daraus gebraut wird.

Die architektonisch kunstvoll aufgebauten Hopfengerüste, die weit in den Himmel ragen, prägen das leicht hügelige Hopfenanbaugebiet. Foto: Hopfenland Hallertau Tourismus e. V., A. Mirwald

Hopfen aus der Hallertau ist begehrt

Von Mai bis in den Sommer muss der Hopfen auf dem Feld auf Krankheiten oder Schädlinge kontrolliert werden. Und er braucht zur rechten Zeit Wasser. Wenn alles gut läuft, wird Ende August geerntet, für Sladek eine Zeit in Schichtarbeit: „Unser Familienbetrieb hat nur eine recht kleine Hopfendarre, und so werden die Dolden auch in Nachtschichten getrocknet, die mein Bruder und ich übernehmen.“ Nach dem Trocknen wird das grüne Gold aus dem Landkreis Landshut bei speziellen Firmen veredelt und meist über Verwertungsgemeinschaften an Brauereien auf der ganzen Welt verkauft.

Deutschland ist neben den USA das bedeutendste Hopfenanbauland und produziert aktuell mehr als ein Drittel der Welthopfenernte. Etwa 85 Prozent davon, im Jahr 2022 über 29.000 Tonnen, stammten aus der Hallertau. Sehr beliebt ist der Hallertauer Hopfen in Asien und in Nordamerika, Hauptabnehmer sind die USA, Japan, Russland und China. 

Bio-Hopfen-Pionier stammt aus dem Landkreis

Mit geschätzten 200 bis 250 Tonnen ist der Bio-Hopfen dabei ein Nischenprodukt. In Deutschland gibt es aktuell nur um die zehn Hopfenbauern, die nach ökologischen Richtlinien wirtschaften. Bei Familie Bichlmaier aus Wolfau bei Pfeffenhausen dagegen wurde der Hopfen schon vor über 40 Jahren aus Überzeugung auf Bio umgestellt. Der Bio-Hopfen-Pionier des Landkreises, Georg Bichlmaier, hat inzwischen seinen Hof an Sohn Thomas übergeben.

Ein direkter Abnehmer des Bichlmaier-Hopfens ist übrigens die Klosterbrauerei Furth, die zur Hohenthanner Schlossbrauerei gehört und  zwei Biobiere braut. Für Bräu Johannes Rauchenecker gehört es zur Philosophie, möglichst das Naturprodukt mit allen Hopfenölen und Bitterstoffen zu verwenden – und zwar nicht nur bei Bio. „Für uns ist es inzwischen selbstverständlich, dass wir Anbauverträge mit den Hallertauer Hopfenbauern geschlossen haben. So wissen wir genau, von welchem Feld unser Hopfen stammt.“ Einmal im Jahr werden die Hopfenbauern, darunter auch die Bichlmaiers, besucht, um sich von der Hopfen-Qualität zu überzeugen. 

Neben den Bio-Bieren ist Bräu Johannes Rauchenecker auch besonders stolz auf ein weiteres, besonderes Produkt aus der Region, das es nur zu einer bestimmten Saison gibt. Gleich nach der Ernte wird in der Hohenthanner Schlossbrauerei direkt aus den Dolden das Grünhopfen-Pils gebraut: „Das ist nicht aktueller Standard, sondern überlieferte Brauereitradition, denn die getrockneten Dolden sind nicht sehr lange haltbar“, so der Bräu.


Für Verena Sladek ist das Produkt aus den Früchten ihres Familienbetriebes ein unverzichtbares Getränk: „Bier ist für mich ein richtiges Genussmittel und Lieblingsgetränk“, so die 25-Jährige, die ihre tiefe Verbundenheit mit dem Hopfen auch schon als „Perle der Hallertau“ in einem Kalender gezeigt hat. Der Ring junger Hopfenpflanzer gibt diesen heraus, die Töchter der Hallertauer Hopfenbauern zieren die Kalenderblätter. Für den Nachwuchs der Hallertau ist also nicht nur in den Hopfengärten bestens gesorgt …

Der Braumeister der Hohenthanner Schlossbrauerei, Thomas Hämmerl, prüft die Qualität der Hopfendolden. Foto: Mauricio Dreher

Die Türme auf den Hopfenhöfen, die Hopfendarren, sind typisch für das Ortsbild der Hallertauer Dörfer, wie hier in Koppenwall im Landkreis Landshut. Foto: Hopfenland Hallertau Tourismus e. V., A. Mirwald
Verena Sladek. Foto: Veronika Heckmeier Fotografie

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