Luftrettung für Rehkitze

Ein kleiner Verein mit nur 14 Mitgliedern leistet Großes im südlichen Landkreis Landshut: Kitzrettung Vilsbiburg e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, Rehkitze und andere Jungtiere vor dem Tod im hohen Gras zu retten. Mit Drohne und Wärmebildkamera unterstützen die Kitzretter Landwirte und Jäger im südlichen Landkreis Landshut, Rehkälbchen und anderen tierischen Nachwuchs vor den Mähmaschinen zu retten. „Wir helfen Leben zu schützen“, sagt Hermann Vogelgsang von der Kitzrettung.

Verein rettet mit Drohne und Wärmebildkamera Tiere aus großer Gefahr

Während der Setzzeit zwischen Mai und Juni setzen Ricken – weibliche Rehe – ihre Kitze im hohen Gras ab. Eigentlich sinnvoll von der Natur eingerichtet. Hier ist der Nachwuchs vor der Entdeckung durch Feinde geschützt. Allerdings hatte die Natur nicht die modernen Mähmaschinen auf dem Plan. Diese kommen ausgerechnet zur Setzzeit zum ersten Mal zum Einsatz. Wird das Rehkitz nicht rechtzeitig bemerkt, gelangt es zwischen die schnell rotierenden Messer des Mähers. Jedes Jahr sterben in Deutschland so ca.100.000 Kitze. „Ein grausamer Tod, der nicht sein muss!“, sagt Vogelgsang, der den Verein zusammen mit seinem Freund Max Kräh im Jahr 2021 gegründet hat. Bedroht sind freilich auch noch andere Tiere, die sich im hohen Gras verstecken, brütende Vögel zum Beispiel. Auch die werden von den Rettern in Sicherheit gebracht.

„Wir fliegen zur Unterstützung der Landwirte und Jäger bei der Kitzsuche vor der

Mahd Drohneneinsätze hauptsächlich im Bereich der Gemeinden Vilsbiburg, Geisenhausen, Velden, Gerzen und Schalkham; bei Verfügbarkeit auch in der weiteren Umgebung“, erzählt Vogelgsang. Oft vermittelt der Verein Hilfesuchende auch an andere Kitzretter. „Da haben wir mittlerweile in gutes Netzwerk.“

Leid zu verhindern, das ist es, was Hermann Vogelgsang und seine Mitstreiter antreibt.

Als ehemaliger Leiter der Polizeiinspektion Vilsbiburg und Jäger hat er viele Wildunfälle miterlebt. „Das zu sehen ist kein schöner Anblick und nimmt einen richtig mit“, sagt Vogelgsang und fügt hinzu: „Wir nutzen die Natur, deshalb haben wir auch eine Verantwortung.”

Als sein Freund Max Kräh, ein Drohnenpilot, ihm erzählte, dass der Freistaat für die Kitzrettung Vereinen die Anschaffung von Drohnen mit Wärmebildkameras unterstützt, fackelten die beiden deshalb nicht lange. Sie gründeten den Verein Kitzrettung e. V. Vilsbiburg, bekamen den staatlichen Zuschuss und legten sich eine der Hightech-Drohnen zu. 14 Ehrenamtliche und Jäger aus und um Vilsbiburg kümmern sich jetzt um die „Luftrettung“ der Rehkitze.

Rettungseinsätze in den frühen Morgenstunden

Das Angebot hat sich mittlerweile rumgesprochen und immer mehr Landwirte bitten die Kitzretter um Hilfe. Die müssen für ihre Rettungseinsätze richtig früh aufstehen. „Meist geht es gleich bei Tagesanbruch los. So gegen 4 Uhr morgens, bevor die Sonne die Felder aufgewärmt hat“, erzählt Vogelgsang. Ist nämlich der Boden zu warm, hebt sich die Wärmesignatur der Tiere nicht mehr vor dem Hintergrund ab – und die Wärmebildkamera ist blind.

Drohnenpilot Max Kräh startet in den frühen Morgenstunden auf einem Feld bei Vilsbiburg die Kitzrettung. Foto: Kitzrettung e. V.

An diesem Morgen im Mai klappt aber alles ohne Probleme. Max Kräh startet seine Drohne und lässt sie geübt über ein Feld bei Vilsbiburg schweben. Es dauert nicht lange und auf dem Bildschirm sind deutlich die ersten roten Punkte zu sehen. An den Umrissen lässt sich erkennen: Es handelt sich um zwei Rehe. Weil die Retter keine menschlichen Gerüche auf die Tiere übertragen wollen, tragen sie Handschuhe, die vorher mit Flüssiggas bearbeitet wurden. Wichtig ist das, weil die Geiß ihren Nachwuchs sonst nicht mehr annehmen würde. Die Kälbchen würden verhungern.

In mit Gras ausgepolsterten Körben bringen die Helfer die Tiere aus dem Gefahrenbereich. „Die Geiß ist immer in der Nähe und beobachtet das alles. Sie weiß also immer, wo ihr Kitz ist“, sagt Vogelgsang. Eine erfolgreiche Rettung wie diese, „das ist jedes Mal ein richtiges Erfolgserlebnis und zeigt, wofür wir diese Arbeit machen. Wenn es noch dazu ein Rehkitz ist, dann geht auch einem hartgesottenen Jäger wie mir das Herz auf“, sagt Hermann Vogelgsang. Zwei Rehe werden die Helfer mit Drohne und Wärmebildkamera an diesem Tag retten. Für die Kitzretter – deren Einsatz übrigens gratis ist – der schönste Lohn überhaupt.

Häufige Fragen

Wer kann die Kitzrettung Vilsbiburg anfordern?

Jeder Landwirt und örtliche Jäger kann die Kitzrettung Vilsbiburg anfordern.

Wie fordere ich die Kitzrettung Vilsbiburg an?

Es gibt zwei Möglichkeiten: 

  1. Per Telefon: Hermann Vogelgsang 0175 – 6859148 Max Kräh 0162 – 2817131
  2. Im Internet: Hier klicken. Hier können ohne Vorkenntnisse die Daten für das zu überfliegende Feld eingegeben und an die Kitzrettung übermittelt werden. Für alle Beteiligten der beste und schnellste Weg.

Was kostet der Einsatz der Kitzrettung Vilsbiburg?

Nichts!

Ein Helfer bringt das Rehkitz aus dem Gefahrenbereich und setzt es aus.
Die Drohnenflüge müssen in den frühen Morgenstunden starten, bevor die Sonne die Felder und den Boden aufgeheizt hat. Fotos: Kitzrettung Vilsbiburg e. V.
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Kategorisiert in Freizeit

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