Die Ankunft der Prinzessin

Vor jeder „Landshuter Hochzeit 1475“ gibt es einen Staatsempfang auf der Burg Trausnitz. Vertreter der Bayerischen Staatsregierung empfangen dort zum Auftakt des großen historischen Festes die Darsteller des Brautpaars. Die echte Landshuter Hochzeit begann vor 548 Jahren auch mit einem großen Empfang – in Eching im Landkreis Landshut.

Als Fürsten, Bischöfe und Reisige Hedwig von Polen in Eching begrüßten

Im Turnus von vier Jahren begibt sich die Region Landshut für vier Wochenenden auf Zeitreise ins späte Mittelalter. Nach 2017 und einer Zwangspause wegen der Corona-Pandemie im Jahr 2021 ist es heuer ab 30. Juni wieder so weit: Bürgerinnen und Bürger aus Stadt und Landkreis spielen an vier Wochenenden die Hochzeit von Herzog Georg dem Reichen und der polnischen Prinzessin Hedwig nach.

Stolz sind die Veranstalter, der Verein die Förderer e.V., auf die spätgotische Authentizität der Darstellungen. Das Fest orientiert sich, so weit wie möglich, am Original. Was damals im Jahr 1475 in Landshut geschah, ist gut dokumentiert. Die historischen Ereignisse der Festwoche sind in einem Protokoll festgehalten.

Große Delegation aus Würdenträgern

Laut diesem Protokoll begannen die Hochzeitsfeierlichkeiten vor über 500 Jahren wie auch die Aufführung der Landshuter Hochzeit 1475 ebenfalls mit einem Empfang. Der fand allerdings nicht auf der Burg Trausnitz statt, sondern vor den Toren der Stadt. Eine erste große Delegation aus Würdenträgern begrüßte die polnische Prinzessin zunächst in Eching an der Isar.

Am Dienstag, 14. November 1475, war dort der Brautzug mit der polnischen Prinzessin angekommen – mit reichlich Verspätung. Hedwig und ihr Gefolge hatten auf ihrer Reise von Osteuropa nach Niederbayern einen Umweg über Nürnberg, Ingolstadt und Moosburg machen müssen. Der Grund war laut dem historischen Lexikon Bayerns die Pest, die damals in vielen Regionen wütete.

Katharina Mottinger und Luis Truhlar spielen das Brautpaar bei der diesjährigen Aufführung der Landshuter Hochzeit 1475. Foto: Förderer e. V.

Hedwigs Ankunft wurde in Landshut schon mit Vorfreude erwartet. Alles, was damals in der spätmittelalterlichen Gesellschaft Rang und Namen hatte, war für das Hochzeitsfest nach Niederbayern gekommen – einschließlich Kaiser Friedrich III. und sein Sohn Maximilian. Als die Nachricht vom Eintreffen des Brautzugs endlich die Stadt erreichte, sollte der Prinzessin ein gebührender Empfang bereitet werden.

Die Geschichtsschreibung berichtet „von mehreren hundert Reisigen, Fürsten und Bischöfen“, die der polnischen Delegation auf den Höhen über der Stadt entgegenritten. Bei Eching wurde der Brautzug gebührend in Empfang genommen und zur Stadt eskortiert.

Im Feld bildeten dann Reiter des Herzogs Albrecht von München ein Spalier. Auf der Wiese vor der Stadt warteten der Kaiser und der Bräutigam mit ihrem Gefolge. Herzog Otto führte die Braut dem Kaiser entgegen. Der umarmte sie und bot ihr die Hand. Noch am selben Tag fanden die Gottesdienste zur Eheschließung in der Martinskirche statt – und die Festwoche nahm ihren Lauf. Sechs Tage dauerten damals die Feierlichkeiten. Ein Umlaufgemälde im Prunksaal des historischen Landshuter Rathauses zeigt den Festzug mit Brautwagen während der Landshuter Hochzeit 1475.

Katharina und Luis sind das Brautpaar 2023

Prinz Hedwig und Herzog Georg werden bei der diesjährigen Aufführung von Katharina Mottinger (19) und Luis Truhlar (22) dargestellt. „Prinzessin“ Katharina, die im kommenden Wintersemester das Studium der Humanmedizin aufnehmen möchte, feierte ihre „Hochzeitspremiere“ im Jahr 2009. Nach ihrer ersten Teilnahme in der Kindergruppe war sie im Jahr 2013 als Page der Braut dabei und bei der nächsten Aufführung im Jahr 2017 als Begleiterin der Braut. „Ich hatte mich diesmal als tanzende Edeldame beworben und nie damit gerechnet, dass mir diese Ehre zuteilwird”, sagt sie.


„Herzog“ Luis, der im 10. Semester Veterinärmedizin studiert, war genauso überrascht wie Katharina, dass die Wahl auf ihn fiel: „Ich war bei der Aufführung 2017 als Standartenträger der Gesandten der Reichsstädte zum ersten Mal dabei und habe mit einer Riesenfreude mitgewirkt. Diesmal hatte ich mich als
Junker beworben. Die Nachricht, dass mir die Rolle des Herzogs Georg zugedacht ist, hat mich aus heiterem Himmel während eines Praktikums in Wien erreicht. Und wenn dir dann gesagt wird `Wir haben dich bei der Vorstellung gesehen und uns war klar, dass du der Georg bist`, fehlen dir erst einmal die Worte.”

Das Umlaufgemälde im Prunksaal des Landshuter Rathauses. Foto: Förderer e. V.
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