Klimaschutz als Chance

Landkreis Landshut. In Sachen Energiewende befindet sich der Landkreis Landshut auf einem guten Weg: Der Stromverbrauch pro Einwohner ist im bundesweiten Vergleich eher gering. „Schon jetzt entspricht bei uns die Menge an umweltfreundlich erzeugtem Strom rechnerisch rund 143 Prozent des Verbrauchs“, sagt André von Mensenkampff, Klimaschutzmanager am Landratsamt Landshut. Trotzdem: Der Abschied von den fossilen Energieträgern wird auch in der Region Landshut in den nächsten Jahren zu einer großen Herausforderung. Das zeigt der erste Sachstandsbericht zum Klimaschutzkonzept des Landkreises Landshut.

Schon jetzt wird im Landkreis Landshut mehr (Öko-)Strom erzeugt, als verbraucht

Die Energiewende ist im Landkreis Landshut an vielen Stellen bereits sichtbar. Zahlreiche Photovoltaik-Anlagen, wie zum Beispiel auf der kreiseigenen Reststoffdeponie Spitzlberg, wandeln Sonnenlicht in Strom um. Ein gutes Beispiel, wie versiegelte Flächen dafür genutzt werden können, gibt es auch in der Gemeinde Furth zu bestaunen: Wie ein riesiger Carport bietet hier ein mit Solarpanelen überdachter Parkplatz den Fahrzeugen auf dem Gelände der Klosterbrauerei Schutz – und liefert gleichzeitig Strom. Gleiches gilt für die Dachflächen des neuen Landratsamtes, wo für PV-Anlagen so gut wie jeder Quadratmeter genutzt wird. Kraftwerke nutzen in der Region das Wasser der Isar und auf den Hügeln links und rechts neben dem Fluss drehen sich Windräder, auch wenn Windkraft hierzulande eher noch ein Nischendasein führt.

„Diese Beispiele sind wichtige Schritte in Richtung Energiewende. Die Klimaziele zu erreichen, das wird eine gesellschaftliche Mammutaufgabe in den nächsten Jahren. Kommunen, Bürger und Unternehmen müssen dafür unbedingt gemeinsam an einem Strang ziehen“, sagt von Mensenkampff. Denn besonders im Wärmebereich ist die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern noch viel zu groß.  Erdgas mit einem Anteil von 31 Prozent und vor allem Heizöl mit einem Anteil von 46 Prozent dominieren im Landkreis Landshut laut Energiebilanz derzeit noch die Wärmeversorgung von Privathaushalten und Unternehmen. Mehr als die Hälfte des gesamten Energieverbrauchs im Landkreis Landshut wird dafür aufgewendet, dass es in Wohnungen, Häusern und Büros in der kalten Jahreszeit kuschlig warm ist. Ein hoher Anteil, der aber auch viel Einsparpotenzial von Energie und Treibhausgasen mit sich bringt: Würden zum Beispiel alle Ölheizungen im Landkreis gegen klimafreundliche Erdwärme-Pumpen ersetzt werden, könnten wir die Treibhausgas-Emissionen im Landkreis alleine dadurch um über ein Viertel reduzieren! 

Auch der Bereich Verkehr und Mobilität, mit einem Anteil von 44 Prozent ein weiterer großer Posten in derTreibhausgas (THG)-Bilanz des Landkreises, ist viel zu sehr getrieben von fossiler Energie. So waren im Jahr 2019 nur 610 der rund 180.000 gemeldeten Fahrzeuge in der Region Elektro-Autos. In den Jahren 2020 und 2021 wurden immerhin 1.989 E-Fahrzeuge neu zugelassen. In Zukunft sollen aber noch viel mehr „Stromer“ auf den Straßen unterwegs sein. Der „klassische“ Stromverbrauch, etwa für den Betrieb von Haushaltsgeräten, macht in der THG-Bilanz des Landkreises übrigens dank der hohen erneuerbaren Energieerzeugung nur einen vergleichsweisen geringen Anteil von drei Prozent aus.

Große Abhängigkeit von fossilen Energien

Das zeigt also: Vor allem was die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern in der Mobilität und der Wärmeversorgung angeht, ist in der Region noch viel Luft nach oben. Doch mit was soll in Zukunft geheizt werden, wenn nicht mehr mit Öl und Gas? „Die alternativen Möglichkeiten werden immer vielfältiger: Pellet- und Hackschnitzelheizungen, die Nutzung von oberflächennaher Geothermie, die ohne tiefe Bohrungen auskommt und natürlich Wärmepumpen generell. In Neubauten sollten jetzt auf alle Fälle keine Öl- oder Gasheizungen mehr eingebaut werden“, so von Mensenkampff. Auch Batteriespeicher für kleine Haushalte wären eine Möglichkeit, überschüssige umweltfreundliche Energie zu speichern und bei Bedarf zu nutzen.

Auf der Landkreis-Deponie in Spitzlberg erzeugt eine große Photovoltaik-Anlage umweltfreundlichen Solarstrom. Foto: Landkreis Landshut

Großes Potenzial im WTAZ

Großes Potenzial sieht der Klimaschutzmanager zudem in nahezu allen Bereichen in der Wasserstoff-Technologie – und im künftigen „Wasserstoff Technologie-Anwenderzentrum (WTAZ)“. „Vor allem dieses Beispiel zeigt, dass die Energiewende mittelfristig auch eine große Chance für lokale Wertschöpfungsketten bedeutet“, so von Mensenkampff. Mit vor Ort entwickelten Technologien und Produkten die Energiewende in der Region vorantreiben – das ist für den Klimaschutzmanager der „Idealfall“.

Wichtige Rolle als Vorbild

Der Anteil der Landkreis-Liegenschaften (ohne LaKUMed) am Gesamtenergieverbrauch in der Region ist übrigens mit weniger als einem Prozent relativ gering. Trotzdem spielt gerade die Landkreisverwaltung in den Augen des Klimaschutzmanagers André von Mensenkampff eine wichtige Rolle für die Energiewende: „als Vorbild und Impulsgeber“. Dieser Rolle wird das Landratsamt Landshut bereits jetzt gerecht: Der in der Behörde verbrauchte Strom stammt schon seit Jahren zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien. Und immerhin 8 der 15 größten Landkreis-Liegenschaften besitzen eine regenerative Wärmeversorgung.

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