Wasser schützen

Vilsbiburg/Velden/Landshut. Trinkwasser vor zu hoher Nitratbelastung schützen, wertvollen Dünger produzieren und gleichzeitig das Problem der Gülle-Entsorgung und der Bewässerung in Dürreperioden lösen – das funktioniert. Die Firma Flottweg aus Vilsbiburg hat zusammen mit der Firma Aqua Vivendi aus Velden eine Anlage entwickelt, die Gülle in verschiedene Komponenten zerlegt. Übrig bleiben ein mineralischer Dünger und unbedenkliches Wasser. Landrat Peter Dreier hat jetzt ein Pilotprojekt im Landkreis Landshut mit den Entwicklern gestartet, um die größte Hürde für einen flächendeckenden Einsatz zu überwinden: die Bürokratie.

Neues Verfahren macht aus Gülle Wasser und Dünger

Erhöhte Nitratwerte im Grundwasser, Sorgen vor der Einführung der neuen EU-Gülleverordnung, drohende strenge Reglementierungen: Viele Landwirte blicken mit Sorgen in die Zukunft. Auch im nördlichen Landkreis Landshut, wo es viele Schweinezüchter gibt. Dort gehören manche Gemeinden bereits jetzt zu den besonders betroffenen Gebieten, die mit starken zeitlichen und mengenmäßigen Einschränkungen bei der Gülleausbringung rechnen müssen. Landrat Peter Dreier kennt das Problem gut. Die Grundwasserbelastung durch erhöhte Nitratwerte ist für ihn seit vielen Jahren ein Thema. Als er noch Bürgermeister der Gemeinde Hohenthann war, hat er dort ein sehr erfolgreiches Forschungsprojekt etabliert, das bereits gute Fortschritte erzielt hat.

Landwirte durch EU-Verordnung vor einer schier unlösbaren Herausforderung

Doch mit den drohenden strikten Vorgaben aus Brüssel stehen die Landwirte vor einer schier unlösbaren Herausforderung: Ihre in teils großen Mengen anfallende Gülle in einem noch kleineren Zeitraum auszubringen, ohne das Grundwasser zu beeinflussen, würde zwangsläufig mit enormen Investitionen zur Ausweitung der Lagerkapazitäten einhergehen. Am Grundproblem – der großen Menge der anfallenden und potenziell für das Grundwasser schädlichen Gülle – ändert das aber nichts.

Vielversprechender Lösungsansatz aus Vilsbiburg

Die Lösung des EU-weiten Problems kommt aus dem Landkreis Landshut. Die Firmen Flottweg in Vilsbiburg und Aqua Vivendi aus Velden haben eine mobile Anlage entwickelt, in der die Gülle in verschiedene unschädliche Komponenten zerlegt: Übrig bleiben ein Feststoff, der mit einem mineralischen Dünger vergleichbar ist, und unbedenkliches Prozesswasser.

Phosphatgehalt geht gegen null

Durch diese Trennung der Bestandteile geht der Phosphatgehalt der übrigen Flüssigkeit gegen null, der Gesamtstickstoff wird um ca. 60 Prozent reduziert. Eben diese beiden Werte können maßgeblich die Nitratbelastung des Grundwassers beeinflussen. Das Verfahren benötigt keine chemischen Zusätze, es kommen neben der Dekanteranlage der Firma Flottweg sogenannte Zuschlagstoffe zum Einsatz, die auf Stärkebasis hergestellt werden, und Tonminerale, die über geruchsbindende- und humusfördernde Eigenschaften verfügen.

Übrig bleiben wertvoller Dünger und unschädliches Wasser

„Durch die Trennung in die beiden Komponenten ist eine zielgerichtete Ausbringung der organischen Düngemittel auf den Feldern möglich, zudem könnte der übrige Feststoff also auch in anderen Betrieben zur Pflanzendüngung genutzt werden, beispielsweise in Gärtnereien oder Baumschulen“, sagt Landrat Peter Dreier. Auch private Gartenbesitzer könnten dies für ihre Pflanzen und Beete nutzen. Die Erzeugung des Düngers würde so neue Einnahmequellen für die Landwirte erschließen. Nach Dreiers Vorstellung könnte das übrige Prozesswasser in Gülleschläuchen oder -lagunen gelagert und anschließend dazu verwendet werden, ein weiteres Problem zu lösen: das der Feldbewässerung in regenarmen Sommermonaten und Dürreperioden.

Noch steht die Bürokratie im Weg

Noch gibt es aber ein Problem, das dem Einsatz der Technologie in großem Maßstab im Weg steht: die Bürokratie in Form der Düngeverordnung. Rein rechtlich fällt das übrig gebliebene „Prozesswasser“ trotz seines praktisch nicht vorhandenen Phosphatgehalts unter die Düngeverordnung. „Diese Verordnung sieht strenge Sperrfristen vor, erlaubt die Ausbringung lediglich innerhalb eines begrenzten Zeitraums und in beschränkter Menge. Das Paradoxe: Bei der derzeitigen Rechtslage sind die Voraussetzungen der Verordnung zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen zu erfüllen. Dieses Prozesswasser müsste also in Güllegruben gelagert werden“, wie Landrat Dreier erläutert und fügt hinzu: „Wir versuchen jetzt zu erreichen, dass die zuständigen bayerischen Fachministerien prüfen, ob doch die Möglichkeit gegeben ist, das Prozesswasser im Rahmen der Düngeverordnung, allerdings mit gewissen Erleichterungen, verwerten zu können.“

Pilotprojekt startet im Landkreis

Deshalb startet der Landkreis ein Pilotprojekt, um zu zeigen, dass die in der Region entwickelte Technologie reif für einen flächendeckenden Einsatz ist und die Technologie auf Herz und Nieren zu prüfen. Landrat Dreier: „Die Technologie ist ideal, um das hohe Gülleaufkommen flächendeckend in den Griff zu bekommen: Die Flottweg-Anlage ist mobil, könnte also auch auf mehreren Höfen eingesetzt werden. Ich könnte mir hier ein Modell ähnlich wie bei den Maschinenringen vorstellen – eine Gemeinschaftsanschaffung, die von mehreren Höfen gegen Gebühr genutzt werden kann.“

Chancen durch herausragende Technologie

Derzeit wird das Genehmigungsverfahren für diesen Versuch vorbereitet. Für aussagekräftige Ergebnisse sollen sich dann mehrere Landwirte unterschiedlicher Betriebsvarianten beteiligen. Der Landrat: „Durch diese herausragende Technologie der Firma Flottweg haben wir die beste Chance, den schwierigen Spagat zwischen Gülleausbringung, Grundwasserschutz und Düngeverordnung zu meistern. Dieses Pilotprojekt könnte richtungsweisend für die Zukunft unserer Landwirtschaft sein.“

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